Die Hagelgenerälin

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Irgendwann nahm man zur Kenntnis, dass Ilse Aigner ihrem Parteikollegen Horst Seehofer (CSU) als Verbraucherschutzministerin nachgefolgt war, und dachte sich, das sei auch schon alles Wissenswerte gewesen. Inzwischen ist klar, dass man die 44jährige Elektrotechnikerin völlig unterschätzt hat.
Erst sah man sie im Geiste angekettet an Metallgerüste auf dem Acker sitzen, mit Horst Seehofer, Markus Söder und anderen Parteikollegen und Feldbefreiern, als sie die Genmaissorte MON 810 verbot. Vorige Woche wurde sie vom Deutschen Brauer-Bund zur »Botschafterin des Bieres 2009« ernannt. Denn »reines Bier, das wie kein anderes Getränk für Deutschland steht, kann gerade durch die Landwirtschaftsministerin bodenständig und zugleich ›wertig‹ repräsentiert werden«. Und nur wenige Tage später genehmigte sie Freilandversuche von BASF mit der Gen-Kartoffel Amflora, setzte sich damit offenbar gegen Horst Seehofer durch und machte den »Anti-Gen-Kurs« der CSU wieder kaputt.
Ist ihr etwa das Bier zu Kopfe gestiegen? Nein! Nimmt man die beeindruckende Liste der Vereine und Organisationen, die sich der Mitgliedschaft der Ministerin rühmen können, erkennt man auf Anhieb die unberechenbare, ja geradezu explosive Mischung aus Gutmenschentum (Kolpingwerk Holzkirchen, Oekumenische Nachbarschaftshilfe), Provinzlertum (Auer-Alm-Verein, Bund Deutscher Karneval) und militanter, mittelständischer Interessenvertretung (Waldbesitzervereinigung, Hagelforschungsverein), für die Aigner steht. Ja, sie haben richtig gelesen: Im Hagelforschungsverein ist die Ministerin Mitglied, einer gemeingefährlichen Gruppierung, die schon vor Jahrzehnten im Kreis Rosenheim »72 Abschussrampen für die Hagelraketen an der westlichen Landkreisgrenze«, »30 Bodengeneratoren«, »140 Hagelschützen« und einen »Hagelgeneral« in Stellung brachte, um Gewitterwolken unschädlich zu machen, und diese heutzutage von Flugzeugen aus mit Silberjodid beschießt. Zum Wohle der Bauern, versteht sich. Vor Ilse Aigner kann man nur warnen.