Aller guten Dinge sind drei

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Sergej Kirijenko ist Rußlands Ministerpräsident und ist es doch nicht. Von Präsident Boris Jelzin am 26. März als Übergangspremier eingesetzt, bekleidet er diese Funktion noch immer. Zu einer verfassungsmäßigen Bestätigung durch die Duma hat es bisher jedoch nicht gereicht. Am vergangenen Freitag lehnten die Abgeordneten Kirijenko bereits zum zweiten Mal ab. Nur 115 Stimmen bekam der Jelzin-Schützling, eine Woche zuvor hatten noch 143 der insgesamt 450 Parlamentarier für ihn votiert.

Jelzin zeigte sich wenig einfallsreich und nominierte seinen Kandidaten erneut. Am Freitag wird eine dritte Abstimmung erfolgen, die zugleich die spannendste zu werden verspricht. Lehnt die Duma den Jelzin-Vorschlag wieder ab, ist dieser berechtigt, das Parlament aufzulösen. Was für die Parlamentarier einen längeren Ausfall der nicht gerade geringen Diätenzahlungen mit sich bringen würde. Schon vor dem zweiten Wahlgang hatten sich führende Mitglieder der KP, wie etwa Parlamentspräsident Gennadij Selesnjow, für Kirijenko als Premier ausgesprochen. Anderen KP-Funktionären gilt er jedoch als Vertreter des Privatisierungskurses, sprich: als Büttel des Kapitals. Angesichts des drohenden Diätenverlusts könnte sich Jelzin-Zögling Kirijenko aber auch bei seinen bisherigen Gegnern als Kandidat des kleineren Übels erweisen.