Brigitte-Magazin in der ARD

Bandbreiten

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"Unterhaltend, aufregend, überraschend" sei das neue Brigitte-Magazin in der ARD, wird am Freitag im NDR gesagt. Außerdem sei es nicht nur für Frauen, auch Männer dürften kucken, denn die Themen Sex, Liebe, Partnerschaft, Familie seien auch für Männer - unterhaltend, aufregend, überraschend? - ... jedenfalls irgendwas, hauptsächlich wohl überraschend. Und außeraußerdem interessierten sich auch Männer für Frauen, kuck mal an.

Es handle sich um einen bunten Reigen von "Mode, Reisen, Regentagen, Kultur". Das mit den Regentagen leuchtet mir nicht ganz ein, mag aber daran liegen,daß ich einen Tag später meine eigene Mitschrift nicht mehr entziffern kann. Was noch gut zu lesen ist: "Die ganze Bandbreite (?) von Frauen" soll gezeigt werden, vor allem aber, "was am Frausein Spaß macht". Was das wohl wieder ist? Gemeinsam menstruieren? Auf hohen Hacken die Straßen längseiern und auf die Schnauze fallen?

Jedenfalls gibt es erst mal Werbung, nämlich alle billigen Pralinensorten dieser Welt, und dann wünscht der Sponsor Roc Apotheken Kosmetik "gepflegte Unterhaltung mit Brigitte TV". Moderatorin Sandra Maahn tritt auf. Die soll ja die Freundin von irgendwem sein, der seine Finger auch überall drin hat, hab's schon wieder vergessen, egal, es geht los. Mit einer Gehörlosen-Familie. Vater okay, Mutter okay, Kinder gut in Schuß. Soziale Frage abgehakt, jetzt zum Wichtigen: Grau, die Modefarbe dieses Sommers. Grau ist "sehr sexy, sehr weiblich, sehr selbstbewußt" und zusammen mit einer kleinen eckigen Handtasche ist das ein super Outfit für den Abend. Zuzüglich Stilettos. Ich hab's gewußt!

Jetzt kommt Elke Heidenreich in Bademütze und erzählt über die Probleme von Frauen, die einen Badeanzug kaufen, der oben und unten nicht paßt oder umgekehrt. Ich kucke auf die Uhr. Maahn interviewt Christian "Pausback" Quadflieg vor flackerndem Kaminfeuer im Hotel Vier Jahreszeiten: "Sind Sie ein Frauenschwarm?" (Der doch nicht, außerdem sah sein Vater besser aus.) Der Blick der Kamera ruht sekundenlang auf einem Kärtchen "Dieser Tisch ist vorbestellt für Sandra Maahn". Aufregend.

"Frauen, die sich mal verändern wollen", wird jetzt angesagt. Es handelt sich um die bekannte Vorher-nachher-Nummer. Henrike B., 27, möchte mal anders aussehen. Tut sie aber nicht, obwohl sie diese und jene Grundierung und graue Lidschatten ("Das intensiviert den Blick!") von einem durchgeknallten Stylisten aufgespachtelt kriegt. Überraschend: Henrike findet, daß ihr Grau total gut steht. Wie spät ist es eigentlich? Werbung, wieder das Billigsüßzeugs. Dann aber was für die berufstätige Frau. Attraktive Halbtagsarbeit in den neuen Call-Centers, besonders für Frauen. Haha. Logisch, für wen denn sonst! Die heißen aber nicht Callgirls, sondern Telefonagentinnen, die ein Telefontraining hinter sich haben: "Was kann ich für Sie tun?" Am besten auflegen, bzw. abschalten, aber es ist noch immer nicht halb acht, hört das denn nie auf? "Tanja ist sportsüchtig." (Und Steffi, was ist die?) Stimmt aber nicht, denn sie ist magersüchtig, aber das kennt schon jeder, da fehlt das Aufklärerische. Und da kommt schon als nächste Angelina B., die Partnertherapeutin mit der weichgeklopften Stimme, für die man ihr schon gleich wieder was reinklopfen möchte. "Sexuell ist alles möglich, aber beide müssen es wollen." Gleich schlafe ich ein. Ein Begleitservice von Frauen für Frauen, 3 Stunden 150 Mark plus Spesen, und ein unverständlicher Cartoon von Gaymann. Ende. Meine Bandbreiten sind so erschöpft, daß ich alle meine Uhren eine Stunde vor- statt nachstelle.