Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

Dr. Dieter Fuchswar von 1982-86 Cheftrainer des DDR-Fußballverbandes DFV

Dieses Spiel habe ich nicht live gesehen - es war vom Fußballverband der DDR so geregelt worden, daß Funktionäre vier Spiele vor Ort anschauen durften, zu denen man dann jeweils mit dem Zug anreiste. Deswegen saß ich zu Hause vor dem Fernseher.

Überrascht hatte mich der Sieg der DDR nicht, ich war damals schon lange genug im Fußball, um zu wissen, was alles passieren kann, im Gegensatz zu vielen anderen, die das einfach nicht begreifen wollen. Deswegen freue ich mich auch schon auf die Fußball-Weltmeisterschaft im Juni, denn ich bin sicher, daß die afrikanischen Mannschaften dort für Überraschungen sorgen werden.

1974 hatte ich schon viele Spiele im Ausland erlebt, denn nach meiner aktiven Zeit war ich im Verband verantwortlich für die beiden Dynamo-Vereine, Dresden und den Berliner FC - das war die schönste Zeit meines Lebens. Wir sind überall hervorragend aufgenommen worden, das beruhte natürlich auf Gegenseitigkeit. 1973 waren wir mit Dresden zum Beispiel bei Bayern München. Schwan war damals Manager, Lattek Trainer dieser Spitzenelf. Wir hatten ein beinahe freundschaftliches Verhältnis zueinander, wir wurden sehr nett empfangen und betreut. Trotzdem hatte ich in München mein einziges Negativerlebnis, mit einem Reporter der Bild. Die Bayern-Führung hatte mir vorher erklärt, er sei in Ordnung, deswegen gab ich ihm ein längeres Interview über den DDR-Fußball. Am nächsten Tag erschien es unter der Schlagzeile "10 Honecker gegen 1 Beckenbauer", die sich darauf bezog, daß ich gesagt hatte, Autogramme von Franz Beckenbauer seien auch in der DDR sehr begehrt.

Das war sehr unangenehm, aber der Reporter entschuldigte sich sofort bei mir. Er war für die Schlagzeile nicht verantwortlich, die hatte jemand in der Redaktion fabriziert, so funktioniert das wohl auch heute noch.