Nationaler Wahlkampf auf Hochtouren

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Mit nationalistischen Parolen versuchen sich die beiden Favoriten bei den indischen Parlamentwahlen am 16. Februar gegenseitig zu übertrumpen. Die Hindu-Partei BJP will Indien endlich zur offiziellen Atommacht machen. In ihrem Programm fordert sie, die "nukleare Apartheidspolitik" auf der Welt zu durchbrechen. Die Partei will Indiens Atomwaffenprogramm wieder aufnehmen. Bisher hat nur ein einziger Atomtest stattgefunden. Das war 1974.

Insgesamt steht das BJP-Programm unter dem Motto "Eine Nation, ein Volk, eine Kultur". Zwar wird der Wille zu religiöser Toleranz bekundet, gleichzeitig gehen die nationalistischen Hindus davon aus, die Mehrheit der indischen Bevölkerung zu stellen und leiten daraus besondere Rechte ab. So soll der bisherige Sonderstatus der nordindischen Region Kaschmir abgeschafft werden, um "sezessionistischen Tendenzen" vorzubeugen. Und in Ayodhya, wo vor knapp sechs Jahren eine Moschee von BJP-Anhängern gestürmt und zerstört wurde, will die Hindu-Partei im Falle ihres Wahlsiegs einen Tempel erbauen. Genau dort, wo einst die Moschee stand.

Hauptgegnerin der BJP ist die Kongreßpartei mit ihrer Gallionsfigur Sonia Gandhi, Witwe des ermordeten Premierministers Rajiv Gandhi. Auch ihr Wahlkampf baut auf Nationalgefühle. Allerdings bezieht sich die Kongreßpartei auf die muslimischen und christlichen Bevölkerungsteile Indiens. Die 51jährige Gandhi ist sich damit bereits zur ernstzunehmenden Konkurrentin für den BJP-Politiker Atal Bihari Vajpayee geworden, der sich zunächst die besten Chancen auf das Ministerpräsidentenamt ausrechnen konnte. Gerüchte um einen Bestechungsskandal scheinen der Popularität Sonia Gandhis nicht zu schaden. Ein Freund der Gandhi-Familie soll Provisionen für Waffenkäufe Indiens erhalten haben, mit denen er offiziell gar nichts zu tun hatte.