Manche sind gleicher

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Pünktlich zur Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt/M. hat Daimler-Benz eine Werbebroschüre entworfen, die nicht nur über das aktuelle Warenangebot, sondern auch darüber informiert, wie der Mensch im allgemeinen und der Mensch im besonderen beschaffen ist. "Alle Menschen sind nicht gleich", lautet der Titelslogan, der einem auch deshalb so seltsam tautologisch vorkommt, weil er an die Zeit erinnert, als in der Öffentlichkeit noch über den Kommunismus debattiert wurde, und als auf das Argument des politischen Feindes, der Marxschen Theorie liege ein falsches Menschenbild zugrunde, stets entgegnet wurde, niemals und nirgends hätte je ein Marxist behauptet, die Menschen seien von Natur aus alle gleich.

Wenn nun Daimler mit der Ungleichheit wirbt, heißt dies zunächst, daß die Kunden zu jenen Leuten gehöre, die gleicher sind als andere, was die Angesprochenen jedoch nicht irritieren wird, denn die Reklame des Autoherstellers dementiert das schlechte Gewissen, weil die verwendeten Begriffe, die an die soziale Differenz gemahnen könnten, keinen Sinn mehr haben: "Manche suchen die Gesellschaft", lautet der Spruch auf der zweiten Seite des Anzeigenheftes. Der Werbetexter hätte auch schreiben können: "Manche suchen die Gemeinschaft". Das klingt ähnlich, die Gemeinschaft ist derzeit ebenfalls sehr beliebt, obwohl bzw. weil jeder darunter etwas anderes versteht, und im übrigen paßt das Wort gut zu den folgenden Schlagzeilen der Kampagne: "Manche suchen die Zweisamkeit. Andere die Einsamkeit. Einige Menschen sind wählerisch. Andere wollen nicht entscheiden. Andere müssen Entscheidungen treffen. Manche Menschen lieben Eleganz. Andere lieben das Aufregende. Alle sind neugierig." Stellt sich nur die Frage, was zu tun ist, um einen Schlitten aus der S-Klasse vor die Tür der Sozialwohnung stellen zu können. Daimler gibt gerne Auskunft. Die Nummer: 0180 / 22 336.