Jihad gegen Ärzte

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»Für eine bessere Zukunft« ist das Motto der Benadir University, die ungeachtet der Kämpfe in Mogadishu einen Lehrbetrieb aufrecht erhält. Hier werden vor allem Ärzte ausgebildet, 43 Studenten wollten am Donnerstag der vergangenen Woche ihren Studienabschluss feiern. Mehrere hundert Menschen nahmen an der Zeremonie im Shamo Hotel in Mogadishu nahe der Basis der Amison, der Interventionstruppe der Afrikanischen Union (AU), teil. Doch unter die Gäste hatte sich auch ein Terrorist gemischt, der als Frau verkleidet war und unter seiner Abaya eine Bombe trug. Die Explosion tötete 22 Menschen, unter ihnen die Ministerin für Gesundheit Qamar Aden Ali, den Minister für höhere Bildung Ibrahim Hassan Addow und den Bildungsminister Ahmed Abdulahai Waayeel sowie zwei Journalisten.
Der somalische Präsident Sheikh Sharif Sheikh Ahmed bezeichnet den Anschlag als »nationale Katastrophe«. Sheikh Abdifatah, ein Sprecher der islamistischen Bewegung Shabab, bekannte sich gegenüber dem Magazin Time zu dem Anschlag, doch Sheikh Ali Mohamud Rage, ein anderer Sprecher der Gruppe, machte im Gespräch mit der BBC die Regierung verantwortlich. Die meisten Somalis haben wenig Zweifel, dass al-Shabab den Täter beauftragte. Am Montag demonstrierten in Mogadishu mehrere hundert Menschen unter der Parole »Nieder mit al-Shabab« gegen den Anschlag. Ein gefährlicher Protest, denn die Jihadisten beherrschen auch große Teile der Hauptstadt. Der Anschlag bewies einmal mehr die Schwäche der Übergangsregierung, die 2004 mit der Unterstützung der UN, der USA und der AU gebildet wurde. Die Jihadisten sind auf dem Vormarsch. Premierminister Omar Abdirashid Ali Sharmarke fordert nun stärkere ausländische Unterstützung. Das Interesse an Somalia ist wieder gewachsen, seit bekannt wurde, dass al-Shabab auch in westlichen Staaten Jihadisten rekrutiert.   nv