Israelis unerwünscht. Die Gay Pride in Madrid

Stolz ohne Israelis

Am 3. Juli findet in Madrid die jährliche Parade zum Christopher Street Day statt. Fehlen wird die Delegation aus Tel Aviv, sie wurde ausgeladen.

Beschwerden gibt es immer vor der »Woche des Stolzes« in Madrid, die von der FELGTB, der Vereinigung der Lesben, Gays, Transsexuellen und Intersexuellen organisiert wird und am 25. Juni beginnt. Anwohner und Anwohnerinnen fordern etwa eine Reduzierung der Zahl der Straßenbars im Stadtteil Chueca, in dem die meisten Events stattfinden. In der vorigen Woche wurde deshalb die zen­trale Konzertbühne, auf der auch Kylie Minogue musizieren wird, an die Gran Via verlegt.
Für weit mehr Aufregung sorgt, dass die FELGTB und Cogam, das Madrider Kollektiv von Lesben, Gays, Transsexuellen und Intersexuellen, eine Delegation aus Tel Aviv, die an der zentralen »Parade des Stolzes« am 3. Juli teilnehmen wollte, wieder ausgeladen haben. Bekannt wurde dies nach Protesten aus Israel. Yossi Levy, Sprecher des israelischen Außenministeriums und offen lebender Schwuler, sagte: »Die Organisatoren haben die Präsenz israelischer Homosexueller aus Gründen der Sicherheit abgelehnt. Das ist eine traurige und besorgniserregende Entscheidung. Die Parade des Stolzes verwandelt sich in die Parade der Schande.«

Die Veranstalter widersprachen, der Paradewagen sei nicht aus Sicherheitsgründen ausgeladen worden. Nachdem israelische Soldaten am 31. Mai die Schiffe der »Free Gaza«-Flotte aufgebracht hatten, gab es bei FELGTB und Cogam eine Diskussion darüber, am 8. Juni wurde dann entschieden. »Eine israelische Institution, die nicht ausdrücklich den Angriff der israelischen Armee auf die Menschenrechtsaktivisten verurteilt, erscheint uns fehl am Platz bei der Demonstration des Stolzes«, sagten Antonio, Präsident der FELGTB und Miguel Ángel González, Präsident der Cogam, in einer gemeinsamen Erklärung.
Poveda und González betonten, der Paradewagen sei von der Stadtverwaltung von Tel Aviv angemeldet und finanziert worden. Das Argument, der Autobus diene nur touristischem Marketing, spielt in der hitzigen Debatte in Madrid mittlerweile jedoch keine Rolle mehr. »Uns ist es wichtig, dass Organisationen teilnehmen, die wie wir die Menschenrechte verteidigen und eine laizistische Position einnehmen«, sagte Poveda. »Wir haben gesehen, dass das Rathaus von Tel Aviv die Attacke auf die Pazifisten der Free-Gaza-Flotte nicht verurteilt hat.«
Eytan Schwartz, Sprecher des Rathauses von Tel Aviv, stellte klar, dass die Stadtverwaltung zwar die Kosten übernommen habe, die Teilnehmer aber aus Homosexuellengruppen der Stadt kommen würden, die nicht direkt mit der Kommunalpolitik verbunden seien. Als Star wollte Dana International auftreten, die transsexuelle Gewinnerin des Grand Prix 1998. »Ich glaube, sie vertritt sicher mehr eine Botschaft der Toleranz als eine des Krieges«, erklärte Schwartz.

Der konservative Bürgermeister von Madrid, Alberto Ruiz-Gallardón, appellierte an die Veranstalter, die Toleranz zu praktizieren, die sie selbst einforderten, und den Paradewagen aus Tel Aviv mitfahren zu lassen. Zwei eher konservative Homosexuellenverbände protestierten heftig gegen die Ausladung. Andrés de la Portilla, Vorsitzender der Vereinigung evangelischer Homosexueller, sagte, die Teilnahme der Delegation aus Tel Aviv sei »eine angemessene Unterstützung Israels, das die Avantgarde bei der Durchsetzung der Rechte Homosexueller im Nahen Osten ist«. Die Stellungnahme der Gruppe Colegas fiel schärfer aus, sie verurteilte »das alarmierende Klima des Antisemitismus in Spanien«.
Verhaltener ist die Reaktion von Shai Deutsch, der Sprecherin von Aguda, der Vereinigung für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen Israels: »Es ist bedauerlich, weil die Situation in beiden Ländern, Spanien wie Israel, ähnlich ist (…) Beide Länder sind sehr fortschrittlich bei den Rechten für Homosexuelle, deshalb hätte es großen symbolischen Wert, etwas Gemeinsames zu veranstalten.« Doch die Organisatoren in Madrid wollen die Israelis nicht wieder einladen. Dies »erschiene uns als eine Barbarei, nach dem, was in den vergangenen Wochen passiert ist«, sagte Poveda.