Blockaden stärken Nazis

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Mit seinen 33 Jahren kann Mathias Brodkorb bereits auf eine Karriere zurückblicken. Fast zwei Amtsperioden war der gebürtige Rostocker Landtagsabgeordneter der SPD in Mecklenburg-Vorpommern, er gilt als Polit-Profi. Entsprechend souverän tritt Brodkorb auf und zeigt keine Scheu vor starken Thesen. Kürzlich referierte der studierte Philosoph im Rahmen einer Tagung des Verfassungsschutzes Brandenburg zum Thema »Schwarze Blöcke rechts und links«. Bei dieser Werbeveranstaltung für den Extremismus-Begriff wies er auf die Gefahren hin, die die Blockaden von Neonazi-Demonstrationen bergen würden. Die Bündnisse aus »guten« bürgerlichen Antifaschisten und »schlechten« autonomen und gewaltbereiten Antifaschisten hinderten demnach die Nazis an der Ausübung ihres Demonstrationsrechts und steigerten damit ihre Gewaltbereitschaft, insbesondere die der »Autonomen Nationalisten«. Überhaupt habe sich diese gewaltbereite und bei Demonstrationen zu einem »Schwarzen Block« formierende Neonazi-Gruppierung erst mit dem zivilen Ungehorsam in Form von Blockaden ausgebildet. Brodkorb geht davon aus, dass die zunehmend erfolgreichen Verhinderungen von Nazi-Aufmärschen in Dresden, Berlin und Brandenburg als Katalysator für die Entwicklung der »Autonomen Nationalisten« wirken und damit für ihr Erstarken verantwortlich seien. Schuld an den zunehmend gewalt­tätigen Angriffen auf politische Gegner und verachtete Personen sind also nicht die Nazis selbst oder die gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern das antifaschistische Engagement eines kleinen Teils der Bevölkerung in Deutschland.
Als bürgerlicher Mahner scheint sich Brodkorb zunehmend wohl zu fühlen. In diese Richtung deutet auch seine Biografie. In der DDR aufgewachsen, trat der damals 16jährige nach der Wende in die PDS ein. Doch bereits drei Jahre später verließ er die SED-Nachfolgepartei und wendete sich der SPD zu. Mit den Jusos gründete er vor wenigen Jahren das Internet-Projekt »Endstation Rechts«. Brodkorb und weitere Autoren berichten dort über »Rechtsextremismus«, wobei sie sich auf die Beobachtung der NPD und der Neuen Rechten konzentrieren. Im Juni veranstaltete Brodkorb auf dem Portal sogenannte Extremismus-Wochen. Mit der Anbiederung an die konservativen Politikwissenschaftler um Uwe Backes und Eckart Jesse bereitet der Rostocker vielleicht seinen nächsten Parteiwechsel vor.