Lieber einen Tritt in den Hintern

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Dass der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien ­einen Tornado in Texas auslösen kann, war Chaosforschern und Meteorologen bekannt. Nun wissen wir auch, dass der Ausbruch eines Vulkans auf Island einen US-General den Job kosten kann. Eigentlich hatte Michael Hastings vom US-Magazin Rolling Stone nur einen Interviewtermin mit Stanley McChrystal vereinbart, der in Paris mit der mission impossible beschäftigt war, die Franzosen für den Afghanistan-Krieg zu begeistern. Doch die Aschewolken, die der Eyjafjallajökull ausstieß, hinderten beide daran, Paris zu verlassen. Hastings begleitete McChrystal und dessen »Team America« bei einer Sauftour, und das Aufnahmegerät lief immer mit. So erfuhr die Öffentlichkeit nicht nur, dass McChrystal Limettenbier dem Rotwein und einen Tritt in den Hintern dem Dinner mit einem französischen Minister vorzieht. Der General hat für Obama gestimmt, doch er und seine Mitarbeiter, die Hastings als »handverlesene Sammlung von Killern, Spionen, Genies, Patrioten, politischen Manipulateuren und komplett Verrückten« bezeichnet, haben auch keine allzu hohe Meinung von der politischen Führung der USA. Zufrieden sind sie weder mit Präsident Barack Obama (»er schien nicht sehr engagiert«) noch mit Vizepräsident Joe Biden (»Wer ist das?«), dem Sicherheitsberater James Jones (»Clown«) oder Richard Holbrooke, dem Sondergesandten für Afghanistan und Pakistan (»wie ein verwundetes Tier«). Nur Außenministerin Hillary Clinton wird gelobt. Weniger häufig zitiert wird in deutschen Medien die Einschätzung der Verbündeten bei der Isaf in Afghanistan (»I Suck at Fighting« oder auch »In Sandals and Flip-Flops«).
»How does it feel/to be without a home/like a complete unknown/like a rolling stone?« So schlecht wie der Dame, die Bob Dylan besang, wird es McChrystal wohl nicht ergehen. Obama hat ihn seines Kommandos enthoben, und da der General, der den Militärdienst quittiert hat, seinen vierten Stern noch nicht lange genug trug, muss er sich mit der Drei-Sterne-Pension begnügen. Doch der 55jährige kann seine Karriere nicht nur als Figur in der Serie »South Park« fortsetzen. Republikaner und Anti­deutsche wird er aber wohl enttäuschen, es ist unwahrscheinlich, dass er sich als hauptberuflicher Obama-Kritiker von Fox News anheuern lässt. Vielleicht arbeitet McChrystal, der bereits an der Militärakademie West Point Kurzgeschichten schrieb, an einem Buch. In einer seiner Kurzgeschichten, für die ein Jugendlicher heute wohl im Verhörraum des Secret Service landen würde, erzählt er von einem Attentat: »Der Präsident kam lächelnd herein. Aus der rechten Tasche des Regenmantels, den ich trug, zog ich langsam meine Pistole Kaliber 32.« Obama wird ihn wohl nicht noch einmal im Weißen Haus empfangen.