Patrioten beißen nicht

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Woran liegt es nur, dass die meisten ehemaligen Linken nicht in Würde liberal werden können? Warum ist es Menschen wie Klaus-Peter Klingelschmitt ein unstillbares Bedürfnis, es »den Linken« heimzuzahlen? »Ich will nicht Jutta Ditfurth sein«, bekennt Klingelschmitt in der Taz. Das kann ihm niemand verübeln. Es hat aber auch niemand von ihm verlangt, Jutta Ditfurth zu werden. Er möchte kein Linker mehr sein, sondern »als was anderes firmieren«. Das hat ihm keiner verboten, ist ja ein freies Land hier. Doch man muss deshalb nicht zu einem fahnenschwenkenden Patrioten mutieren.
Einen linken »Beißreflex beim Deutschlandfähnchen« entdeckte Klingelschmitt, sowie Warnungen »vor einem Vierten Reich, das da bald kommen werde«. Diese Kritik kommt rund 20 Jahre zu spät. Doch was zählen ein paar Jahre, wenn es darum geht, jene zu schützen, die »überall im Lande die multikulturelle deutsche Fußballnationalmannschaft ganz zu Recht euphorisch feiern«. Hauptsache, die doofen Linken, die »selbst kleinen Kindern – alttestamentarisch grob mit Schuldzuweisungen bis ins x-te Glied – ihre Deutschlandfähnchen verbieten wollen«, stehen im Abseits. Ätsch, das haben sie nun davon! Ein Patriot verzichtet nie darauf, den eigenen Beitrag zum Wohl der Nation zu würdigen: »An diesem neuen Deutschland haben wir post 68 ja auch mit gearbeitet: als Lehrer und Erzieher, als Richter und sogar Staatsanwälte, (...) Journalisten und wer weiß noch was.« Vor allem natürlich als Journalisten. Wo aber bleibt das längst verdiente Bundesverdienstkreuz? Egal, deutsch ist es, eine Sache um ihrer selbst willen zu tun: »Wir machen das mit den Fähnchen also weiter – bis zum Finale.«
»Die Fähnchenangstbeißer von angeblich ganz links dagegen, die – denkfaul – an einem Deutschlandbild von vorgestern festhalten, interessieren mich ab sofort überhaupt nicht mehr. Versprochen!« Die Jungle World wird überwachen, ob er sich, wie es sich für einen anständigen Bürger geziemt, an diese Zusage hält. Versprochen!