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Die Homestory zu schreiben, ist so eine Sache. Mit Journalismus, Text und Kritik hat das ja eher wenig zu tun. Machen wir uns nichts vor, Zeitungseditorials sind letztlich Werbetexte, irgendwas zwischen Jubelglosse, Big Brother und Betriebszeitungsaufsatz, und deshalb sind es in Profi-Zeitungen gerechterweise auch die Chefredakteure, die im Editorial gnadenlos gute Laune verbreiten und schreiben, wie toll es im Team läuft, dass es in dem Laden total nett zugeht, die Leute hundertprozentig bei der Sache sind, alle gerne um die neue Espressomaschine rumstehen und das nächste große Ding ausbrüten. Wellness für den Leser eben.
Schwer zu sagen, ob das nun der emanzipatorische Fortschritt ist, wenn in einem Zeitungsprojekt die Mitarbeitenden selbst bekunden müssen, wie viel Spaß sie den ganzen Tag bei der Arbeit haben und wie glücklich sie über die neue Schreibtischlampe sind. (Nicht zu vergessen Wasserkocher, Auslegware, gebrauchte Drehstühle.)
Das hatten sich die Urväter und -mütter der »Jungle World« zweifellos ganz anders vorgestellt. Es waren idealistische Leute, die eine bessere Zeitungswelt schaffen wollten als die, die sie hinter sich gelassen hatten, und im Editorial sollten fortan Errungenschaften und Aufbauleistungen des neuen Verlags Woche für Woche kundgegeben werden – und dabei dachte man nicht nur an die Schreibtischlampen Gröno, Flygel und Kolmar. Nein, die Vorgänge im Betrieb sollten licht und transparent wie ein Spitzentop von Valentino ­gemacht werden. Abozahlen, Auflagensteigerungen, Entscheidungsstrukturen, Lohnentwicklung, Betriebsratswahlen, alles sollte auf den Tisch oder eben ins Editorial, damit die Welt, mindestens aber die ­Leser davon erfahren.
Das waren kühne Pläne, die sich in ihrer ganzen Radikalität so leider nicht realisieren ließen, weshalb an dieser Stelle dann doch hartnäckig auf die ganz tradionellen Editorial-Sujets ausgewichen wird. Was das Schreiben der Homestory zu einer recht heiteren Angelegenheit macht. Statistisch ist man allerdings nur alle drei Monate mit dem Verfassen der fröhlichen Glosse dran.
Übrigens: Im hintersten Redaktionszimmer gibt es Pläne zur Anschaffung von Ullakajsa, einem Rollo aus Polyester mit stufenlosem Zugmechanismus für einen Preis von – um mal knallharte Zahlen zu nennen – 19,99 Euro.

kreuzworträtsel
Nicht wirklich. Ursula von der Leyens Pläne zur Kürzung des Tabak- und Alkoholgelds für Hartz-IV-Empfänger stehen nur scheinbar, nicht »anscheinend« in der Tradition der sozialen Disziplinierung. »Jungle World« Nr. 40, Seite 14