Scholzomat vs. Sonnenkönig

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Mit Ole von Beust wäre das alles nicht passiert, klagte Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung. Am Sonntag scheiterte die schwarz-grüne Koalition in Hamburg, für Prantl ist das »ein Exempel dafür, wie wichtig das Persönliche in der Politik« ist. Überraschend kam der Zerfall des schwarz-grünen Modellprojekts wohl für niemanden, nur Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) war »sehr überrascht und enttäuscht«. Mit dieser Reaktion bestätigte Ahlhaus ein weiteres Mal seine Instinktlosigkeit. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bezeichnet ihn Frank Pergande als »klassischen Hinterzimmerpolitiker« mit einem fatalen Hang zum »Glamour«. Dort hat man Ahlhaus nicht verziehen, dass er sich mit seiner Gattin in der Bunten ablichten ließ, und diese auf den Fotos ein teures Ballkleid trug. Solche Inszenierungen sind hierzulande den Guttenbergs vorbehalten, und im protestantischen Norden reagiert man ja ohnehin verhalten auf das Operettenhafte. Das Ehepaar Ahlhaus wirke wie eine »zweitklassige Nebenlinie der Royals«, meint die Welt. Der FAZ ist die schicke Villa im Hamburger Elbvorort für einen Bürgermeister allzu pompös geraten, und das Handelsblatt wirft Ahlhaus vor, sich mit der »Pose des Sonnenkönigs« als Repräsentant der Hansestadt disqualifiziert zu haben. Der Metaphernreichtum der Redakteure endet allerdings beim Kandidatencheck. Und das könnte auch an Olaf Scholz (SPD) liegen, der derzeitigen Umfragen zufolge aussichtsreicher Gegenkandidat ist. In seiner Amtszeit als Arbeitsminister hat er sich wegen seiner eher uncharmanten bürokratischen Sprechweise, aus der sich kaum druckreife Zitate extrahieren ließen, den wenig schmeichelhaften Spitznamen »Scholzomat« eingehandelt. In der SZ bemüht man sich nun, seine hölzerne Rhetorik als Indiz »hintersinnigen und leisen Humors« zu präsentieren, während man in der FAZ trotzig an der Vergangenheit festhält, als Ole von Beust noch »dank seiner Beliebtheit über der Partei schwebte«.