In Uganda wurde ein bekannter LGBT-Aktivist ermordet 

Tödlicher Schwulenhass

Der bekannteste LGBT-Aktivist Ugandas, David Kato, wurde ermordet. Seit er offen gleiche Rechte für Homosexuelle und Transgender-Personen forderte, wurde er wiederholt bedroht, diffamiert und angegriffen.

David Kato habe gewusst, dass »sein öffentliches Eintreten für die LGBT-Community ihn das Leben kosten könnte. Aber er war ein Kämpfer und davon überzeugt, dass allen Menschen gleiche Rechte zugestanden werden müssen«. Das ist die Meinung von Frank Mugisha, dem Vorstandssprecher der ugandischen Gay-Rights-Gruppe Sexual Minorities Uganda (Smug). Noch bevor Kato am Freitag vergangener Woche beigesetzt wurde, wussten jedoch die großen ugandischen Tageszeitungen und die Polizei: Es ging um Geld. Auch der Parlamentarier David Bahati, Initiator eines Gesetzesentwurfs, nach dem wiederholte homosexuelle Handlungen mit dem Tod bestraft werden sollen, geht davon aus, dass Kato im Zuge eines Streits um die Verwendung ausländischer Spendengelder umgebracht wurde. Bahati kondolierte der Familie Katos und wünschte der »verirrten Seele, die daran arbeitete, die Zukunft der Kinder des Landes und die Institution Ehe zu zerstören«, den ewigen Frieden.

Die ugandische Gay-Community warnt dagegen vor vorschnellen Schlüssen und fordert gemeinsam mit Human Rights Watch und vielen internationalen Gay-Verbänden eine sorgfältige Untersuchung des Falls und ein Ende der Diffamierung Homosexueller durch Medien sowie kirch­liche und politische Institutionen.

Die öffentliche Debatte um die Rechte Homo­sexueller gewann in den vergangenen Jahren in vielen Ländern des subsaharischen Afrika an Dynamik. Das Thema wird dabei stets an die Frage geknüpft, inwiefern gleichgeschlechtliche Liebe und Begehren Teil der »kulturellen Identität« Afrikas seien. Ob in Ruanda, Malawi, Uganda, Kenia oder dem Senegal, stets betonen Kommentatoren der größeren Tageszeitungen, dass Homosexualität »unafrikanisch« sei und gegen die traditionellen Normen und Werte verstoße.

Derzeit sind homosexuelle Handlungen in 36 der 54 Länder Afrikas gesetzlich verboten, in vielen Ländern südlich der Sahara nimmt die gesellschaftliche Ablehnung von Homosexuellen zu. Auch in Uganda befürworten Umfragen der Zeitung The East African zufolge über 90 Prozent der Bevölkerung eine Gesetzesänderung, die das Höchststrafmaß von derzeit 14 Jahren Haft auf den Tod durch den Strang für homosexuelle Handlungen mit Minderjährigen heraufsetzen und ein Nichtmelden beobachteter oder vermuteter homosexueller Handlungen ebenfalls mit Gefängnis bestrafen soll. Wegen des internationalen Drucks sah sich der ugandische Präsident Yoweri Museveni allerdings gezwungen, den Entwurf zurückzuweisen.

Die Konzentration auf das Thema Homosexualität in vielen Ländern der Region hängt mit mehreren Faktoren zusammen. Die Rückkehr vieler Homosexueller, die im Ausland studierten und arbeiteten, führt in vielen Städten zur Herausbildung homosexueller Subkulturen, die sich politisch organisieren, international vernetzen und teilweise auch offen für ihre Rechte eintreten. Etliche afrikanische Machthaber schwanken derzeit zwischen einer homophoben Rhetorik und einer Gefälligkeitspolitik gegenüber den Geberländern und der Uno, die in den vergangenen Jahren vermehrt ein Ende der Repression gegen Homosexuelle forderten.

Im Oktober 2010 veröffentlichte das ugandische Boulevardblatt Rolling Stone unter der Schlagzeile »Hang Them!« David Katos Bild mitsamt seiner Anschrift. Das Blatt outete fast 40 Homo­sexuelle, bevor es von einem ugandischen Verwaltungsgericht zu einer Geldstrafe wegen der Verletzung von Persönlichkeitsrechten verurteilt wurde. Geklagt hatte David Kato im Namen aller Betroffenen. Vielleicht musste er nun dafür mit seinem Leben bezahlen. Ob die große interna­tionale Aufmerksamkeit für den Fall zu einer stärkeren Pro-Gay-Bewegung in Uganda und anderen afrikanischen Ländern führen wird, muss sich zeigen. Der Mord könnte auch der Startschuss für weitere Pogrome gegen Homosexuelle sein.