Vergebliche Mühen

<none>

Und wann gibt’s endlich den Nobelpreis!? Die Beharrlichkeit, mit der diese Frage wiederholt wird, hat auch zu tun mit der tragödienhaften Wucht seiner Bücher. Das macht sie so wertvoll.
Ging es in »Die Demütigung«, »Empörung« und »Jedermann« um die unerfreulichen Schicksale Einzelner, hat Roth den Rahmen nun noch einmal erheblich erweitert. Sein Roman »Nemesis« handelt vom Ausbruch der Polio-Epidemie und von ihren verheerenden, mithin tödlichen Folgen im Sommer des Jahres 1944, acht Jahre vor der Entdeckung des Impfstoffs gegen die Kinderlähmung.
Situiert ist die Geschichte im jüdischen Viertel der Industriestadt Newark. Und natürlich hat auch dieses Buch seinen unglücklichen »Helden«: Bucky Cantor, ein junger Sportlehrer, der wegen seiner Kurzsichtigkeit nicht am Krieg der Alliierten gegen die Nazis teilnehmen darf. Umso schlimmer, dass er den Kampf gegen die Kinderlähmung erst recht nicht gewinnen wird. Er kann lediglich die Panik unter seinen schutzbefohlenen Jugendlichen etwas lindern. Und immer wieder die Frage Hiobs stellen: Weshalb lässt Gott all das zu? Am Ende ist es ausgerechnet Bucky Cantor, der den Erreger aus dem Viertel schleppt und weiter trägt. Einmal mehr demonstriert Roth, dass der brennende Wunsch, Gutes zu tun, weiß Gott nichts Gutes bewirken muss – im Gegenteil. Fast möchte man »Nemesis« einen bösartigen Roman nennen. Oder einfach: schrecklich realistisch.

Philip Roth: Nemesis. Hanser Verlag, München 2011, 219 Seiten, 19,50 Euro