Deko-Probleme der Sexindustrie

<none>

Das Ende des sogenannten Fernsehsenders 9Live bedeutet vor allem, dass man nachts beim Durchschalten von Programmen nicht mehr angeschrien wird. Denn seit einigen Wochen ist ja bekanntlich Schluss mit der lautstarken Suche nach Frauen- und Tiernamen, in denen ein O, ein F und ein A vorkommen. Was aber läuft nachts in einem Fernsehsender, den es eigentlich nicht mehr gibt? Genau, nackige Frauen und scheußliche Möbel. In einem Raum, bei dem es sich um eine nur notdürftig mit Billigfolie verkleidete Garage handeln könnte, vielleicht aber auch um das Wohnzimmer einer Person mit großen Defiziten im Bereich Tapeten-Aussuchen, sitzt eine halbnackige Frau mit selbstverständlich nicht künstlich vergrößerten Brüsten, nein, nein, die wachsen heutzutage so, und räkelt sich zu einer Musik, die ganz klar nicht die Melodie ist, mit der der Clip später nachvertont wurde. Nur ein paar Telefonsex-Werbespots später hat sich die Szenerie geändert, wenn auch optisch nicht wesentlich verbessert: In einer beige gefliesten Etagenwohnung mit rüschengardinenverhangenem Blick zum Hof wartet schon eine andere Frau darauf, sich auszuziehen. Und zwar auf einem kackbraunen Lehnstuhl, was nicht wirklich gut mit der pinkfarbenen Unterwäsche der sich ekstatisch auf dem Kunstleder windenden Stripperin harmoniert. Für den nächsten Clip hat man zwei Frauen und Omas und ein in dunklen Tönen gehaltenes Sofa verpflichtet, sowie einen matschfarbenen Schreibtisch, der zwar nur manchmal im Bild ist, aber gut zu den gelblich-verrauchten Vorhängen passt, die vor einem nicht wirklich sorgfältig geputzten Fenster hängen. Womit feststeht: Die Sexindustrie hat ein ernsthaftes Innendekorations-Problem, um das sich irgendjemand mal kümmern sollte, falls 9Live nicht bald richtig abgeschaltet wird.