»Eine logische Fortsetzung«

2019 soll die Rekonstruktion des Berliner Schlosses abgeschlossen sein, für dessen Fassaden ein Förderverein um den Kaufmann Wilhelm von Boddien 80 Millionen Euro beisteuern soll. Die Initiative »Humboldt 21« der Autorin und Filmemacherin Marion Pfaus kümmert sich bereits jetzt um den »Wiederrückbau«.

Sind Sie keine Freundin des Schlosses?
Nein. Weil ich gegen so einen Attrappenkult bin. Wenn da etwas hin soll, dann hätte ich gerne etwas Neues.
Sie behaupten, der Schlossplatz stehe für eine »erfolgreiche Rückbaugeschichte«. Was gibt es denn an Beispielen?
Die spektakulärsten sind natürlich die Sprengung des Schlosses 1950 und der Rückbau des Palasts der Republik ab 2006.
Das Schloss hat also keine große Zukunft?
Das ergibt sich aus der Geschichte. Eigentlich wurde bisher jedes Gebäude auf dem Schlossplatz rückgebaut. Von daher wäre es nur eine logische Fortsetzung.
Sie stellen auch die Motive des Wiederaufbaus in Frage.
Das Schloss hat sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach verändert. Dass man es in der Form wiederaufbauen möchte, wie es von den Kommunisten gesprengt wurde, veranlasst mich zu dem Schluss, dass es sich um Trotz handelt. Ich behaupte einfach mal, wäre es den Alliierten geglückt, das Schloss in Schutt und Asche zu legen, dann hätte man sich eher damit abgefunden, dass es weg ist.
Die Befürworter wollen einen Teil des »geschichtlichen Gedächtnisses« wiederherstellen. Können Sie als Schwäbin sich in das Berliner Gedächtnis überhaupt einfühlen?
Können Sie das? Kann das Herr Boddien? Der ist ja auch kein Berliner. Ich frage mich überhaupt, was das soll mit dem geschichtlichen Gedächtnis. Geht es um eine klaffende, schmerzende Wunde? Ich kann damit gar nichts anfangen.
Man kann für Ihre Initiative spenden. Kommt da etwas rein?
Den aktuellen Kontostand kann man auf meiner Website immer ablesen. Der liegt momentan bei etwa 188 Euro. Möglicherweise habe ich mehr Geld auf dem Konto als der Verein von Herrn Boddien.
Sie haben einen Wettbewerb ins Leben gerufen: Wie soll es 2099 auf dem Schlossplatz aussehen? Sind bereits Ideen eingegangen?
Bis jetzt noch nicht.
Gibt es auch Aktionen?
Konkret noch keine. Aber ich werde mich am Aktionstag der »Occu­py«-Aktivisten am 12. Mai beteiligen. Die planen ja, den Schlossplatz zu besetzen. Ich werde möglicherweise ein Zelt aufstellen, um noch mehr Leute zu informieren und Spenden zu sammeln.