Freigehungert für den Jihad

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Khader Adnan ist am Leben. Der 33jährige Bäckereibesitzer, der seit Mitte Dezember in »Administrativhaft« der israelischen Armee sitzt, hat seinen lebensgefährlichen Hungerstreik nach 66 Tagen beendet. Israel sei ein Unrechtsstaat und Adnan ein palästinensischer Nationalheld, lautet das Urteil palästinensischer Widerstands- und internationaler Solidaritätsgruppen sowie mancher israelischer Linker. »Die Welt sieht auf Adnan«, schreibt Yossi Gurvitz im israelisch-palästinensischen Onlinemagazin +972 und behauptet: »Die Nachsicht gegenüber den Verbrechen Israels, geboren aus dem Schuldgefühl gegenüber dem Holocaust, findet nun endlich ihr Ende, wenn auch 40 Jahre zu spät.« In der Rhetorik vom Schuldkomplex wird nicht erwähnt, dass der Gefangene nicht nur im Backwarengeschäft erfolgreich war. Der linksliberalen Zeitung Ha’aretz zufolge ist Adnan Funktionär und war zeitweise Wortführer des Palästinensischen Islamischen Jihad (PIJ). Die al-Quds-Brigaden, der bewaffnete Flügel der PIJ, sind für mehr als 30 Selbstmordattentate in Israel verantwortlich.
Die israelische Friedensbewegung und internationale Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch und Amnesty International nehmen Adnan unkritisch in Dienst. Er wird zum Helden stilisiert, sein Hungerstreik als wichtiger politischer Akt verklärt. Im britischen Guardian durfte Adnans Ehefrau eine Lobeshymne auf ihren Mann als Kämpfer für die Freiheit und gegen die Administrativhaft veröffentlichen. Diese ist in der Westbank zu einer Routinemaßnahme der israelischen Armee geworden ist. Palästinenserinnen und Palästinenser können ohne explizite Anklage oder Verfahren bis zu einem halben Jahr festgehalten, die Haft kann anschließend verlängert werden. Derzeit sind auf dieser Grundlage Hunderte palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen inhaftiert, 88 von ihnen seit über einem Jahr. Adnan hungert aber auch ohne Administrativhaft. Als er 2010 von der Palästinensischen Autonomiebehörde verhaftet wurde, erzwang er mit einem zwölftägigen Hungerstreik seine Freilassung. Dennoch gilt seine Aktion als politischer Protest gegen die Administrativhaft. Auf Beschluss des israelischen Militärgerichts soll Adnan nun am 17. April freigelassen werden, ohne Anklage oder Prozess. Die israelischen Behörden entblößen damit den eigenen Mangel an Rechtstaatlichkeit und sind blamiert, ein Triumph, der Adnan freuen dürfte.