Gartenarbeit ist Terror

Ein Garten ist kein Ponyhof

Von wegen Erholung! Maloche in Grün! Gartenarbeit ist die Fortsetzung des alltäglichen Leistungsterrors in die Freizeit.

Vorne links ein Haufen Hundekacke (größer als der hinten halbrechts, aber nicht ganz so groß wie die rund einen halben Meter entfernte langsam vor sich hin vergärende, vollgerotzte Fleisch-Senf­reste-Taschentücher-Installation), dazu rund 250 Menschen mit äußerst unterschiedlichem Musikgeschmack, die ihre jeweiligen Lieblingslieder abspielen, plus ungefähr 50 Grills, auf denen mehr oder weniger Essbares dabei ist, in den Kohlezustand überzugehen – das ist er, der Moment, in dem man sich einen eigenen Garten wünscht.
Diese Ruhe! Lediglich hin und wieder von lieblichem Vogelgezwitscher gestört auf dem glasscherbenlosen Rasen lustwandeln, putzigen Eichhörnchen zunicken, hier an einer duftenden Rose riechen, da eine Handvoll Johannisbeeren pflücken, bevor man sich auf die bequeme Holzliege auf der großzügig dimensionierten Terrasse zurückzieht – hach.
Von wegen! Ein Garten ist kein Ponyhof, und Idylle schon gar nicht. Denn, Faustregel: Alles, was in einem Garten wächst oder herumliegt, ist allein nicht lebensfähig und hat deswegen jede Menge Ansprüche. Nehmen wir allein Rosen, Tagetes und Co. Blumen wachsen nicht einfach so fröhlich vor sich hin, bevor sie zu unansehnlichem Krumpelzeugs werden, sprich verwelken, nein, nein, sie wollen Wasser haben und Schatten, oder Sonne, je nachdem, was gerade nicht da ist und was ihrem Pflegepersonal extra viel Arbeit macht. Und außerdem müssen sie vor bösen kleinen Tieren geschützt werden, die sie gern aufessen wollen, wogegen sich nur vernünftigere Blumenarten selbständig wehren können.
Wie übrigens auch Bäume. Einfach nur herumzustehen und zu wachsen und Süßkirschen, Äpfel, Pfirsiche abzuwerfen, ist nicht das, womit sich Bäume hauptsächlich beschäftigen. In Wirklichkeit haben sie rund um die Uhr damit zu tun, Vögel, Raupen und Käfer und was es nicht noch alles gibt, anzulocken, damit die auch ja Rinde, Knospen, Äste, Obst anbohren, matschig machen oder anknabbern, auf dass Herrchen oder Frauchen sich dann auch hübsch über den ganzen Mist ärgert und viel zu tun hat.

Sind Blumen und Bäume erst einmal versorgt, kann der gemütliche Tag im Garten aber noch lange nicht losgehen. Denn da ist ja noch der Rasen. Rasen besteht aus vielen einzelnen Grashalmen, und jeder von ihnen ist abgrundtief böse. Sprich: Er wächst. Andauernd. Jedenfalls dann, wenn man ihn gießt, sonst wird er beige und vertrocknet, was immens hässlich aussieht. Grashalme können aber nicht nur vorwurfsvoll herumstehen und vertrocknen, sondern sie können noch viele weitere hinterlistige Sachen: Stechendes Viehzeugs verstecken, zum Beispiel, also Bienen und Wespen und Mücken und Bremsen, und vermutlich würden sie auch freudig Klapperschlangen ein gemütliches Versteck bieten, wenn die das deutsche Klima vertragen würden.
Aber wir waren ja noch beim stetig wachsenden Gras und seiner Bekämpfung, die in ungünstigen Sommern schätzungsweise dreimal pro Woche ansteht. Kein Aspekt des Rasenmähens ist dazu geeignet, auch nur ansatzweise gute Laune zu machen, außer vielleicht, man hasst seine Nachbarn und empfindet viel Freude daran, sie mit Hilfe eines knatternden Benzinmotors in den Wahnsinn zu treiben. Eine Strategie, die allerdings nicht aufgehen kann, weil die Leute drumherum auch Rasen haben und sich wehren können.

Geräusche wie »Knackskrksglmpf« zu produzieren und dabei an irgendwas Schönes oder gar Kreatives zu denken, ist außerdem unmöglich, abgesehen davon, dass man ja dauernd aufpassen muss, nicht über die blöde Schnur zu fahren. Immerhin ist Rasenmähen eine sehr schön-gemeine Strafe für renitente Kinder, die jedoch aufgrund der möglichen Auswirkungen des traumatischen Tuns auf deren späteres Leben (Drogensucht, Alkoholismus, Kriminalität, Verelendung) gesamtgesellschaftlich betrachtet geächtet gehört.
So, Blumen, Bäume, Sträucher, Gras zu Ende betreut? Und sogar noch ein bisschen was vom Tag übrig? Pech gehabt. Denn zunächst muss das tote Eichhörnchen entsorgt werden, das unter Busch Nummer 14 äußerst undekorativ vor sich hinrottet. Ob die plattgetretene Schnecke links davon auch weg soll, ist dagegen eine Ermessensfrage, denn früher oder später kommt sicher einer dieser schrecklich nervigen Kreischvögel, schleppt sie weg und lässt sie mit etwas Glück nicht mitten auf die Liege fallen.
Ooops, die Liege. Schade, dass man vergessen hat, diese Abdeckung über Nacht draufzumachen. Interessant, dass es Vogelkacke auch in rotblau gibt, muss an diesen Beeren da hinten liegen, oh verdammt. Es dämmert ja schon! Aber egal, hach, was für ein erholsamer Tag im Garten das doch war! Morgen dann aber doch lieber Park.