Frodo hat versagt

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Empört über die »Kriegshetze der iranischen und israelischen Regierungen« und über »die deutsche Einmischung in diese zynische und beabsichtigte Eskalation« zeigten sich am Samstag 250 Demonstranten in Berlin. Aufgerufen hatte ein neuer »Iranian-Israeli-Circle«. Dass es zwischen den Bevölkerungen Irans und Israels keinen Konflikt, sondern viele Gemeinsamkeiten gibt, war dann auch die überzeugendste Aussage. Ein Gruppe, die gegen die »Islamische Republik«, deren Antisemitismus und Atomprogramm protestieren wollte, glaubte schon zu Beginn, Regimelobbyisten als Teilnehmer und Redner erkannt zu haben, und verließ die Demonstration nach lautstarken Wortgefechten. Die im Aufruf als »Hype« und »Kons­truktion« abgetanen Gefahren des iranischen Atomprogramms waren danach kein Thema mehr. Stattdessen wurde die sofortige Aufhebung »aller Sanktionen« gegen die Islamische Republik Iran gefordert. Sollen Siemens & Co. also wieder Atom-, Militär- und Repressionstechnik liefern können? Mangelnde politische Phantasie, meinten die befragten Demonstranten. Schließlich sei man für eine Welt, in der es so etwas nicht mehr gäbe. Solch unverkrampfte Vermischung von Phantasie und Politik war Programm, und Transparentaufschriften wie »Frodo hat versagt, Obama hat den Ring« passten dazu. Deutschland kritisierte man für die Lieferung von U-Booten an Israel, die dem Staat trotz kleinem Territorium eine nukleare Zweitschlags- und damit Abschreckungsfähigkeit garantieren. Mit »Wiedergutmachung nur für die Überlebenden«-Schildern sprach man Deutschland von der Verantwortung für Israel frei, und sang zur Beatles-Melodie »We got killed by a German submarine«. Einige linke Israelis raunten in Redebeiträgen über Faschismus und – aber das dürfe man in Deutschland nicht sagen – Konzentrationslager in Israel. Die durchgängige Gleichsetzung von Israel und Iran wurde von den Iranern, die es besser wissen könnten, bis zur Schlusskundgebung am Neuköllner Rathaus mitgetragen.