Godards ­bewaffneter Kampf

<none>

Der Mann ist eine Legende. Ein ganz Großer unter den Filmschaffenden. Ein Regisseur, der als Avantgardist Maßstäbe gesetzt hat, Meisterwerke wie »Außer Atem« mit Jean-Paul Belmondo schuf und immer für eine Überraschung gut war. Noch heute bekommen seine Fans bei der bloßen Erwähnung des Namens glänzende Augen – Jean-Luc Godard. Schließlich galt der heute 81jährige Franzose gerade in den sechziger und siebziger Jahren als herausragender Intellektueller, gehörte zu den erklärten Gegnern des Algerienkrieges und scheute mit revolutionärem Pathos selbst vor radikaler, ja militanter Gesellschaftskritik nicht zurück. Was ein wenig in Vergessenheit geraten ist: Godard war auch eine ideologische Dumpfbacke, ein gefährlicher Agent provocateur. Vor allem, wenn es um Israel, die Palästinenser und den Nahostkonflikt ging.
Davon kann man sich noch heute ein Bild machen. Zwei Minuten und 43 Sekunden dauert der kleine Film, an den Thierry Chervel vom Internetportal Perlentaucher jetzt dankenswerterweise erinnert hat. Es ist ein Dokument des linken Antizionismus, seiner Dummheit ebenso wie seiner Gewaltförmigkeit.
Paris 1969: Das ZDF führt ein Interview mit Godard. Der Großmeister sitzt auf einer Treppe, umgeben von einigen Genossen seiner »Gruppe Dsiga Wertow«. Schon nach wenigen Sekunden hält er, maliziös lächelnd, ein kleines Blatt in die Kamera. Es zeigt vor rotem Hintergrund einen Davidstern, der an seinen Spitzen zum Hakenkreuz wird. Darunter in Großbuchstaben »NAZISRAEL«. Dann legt Godard los. Und man traut seinen Ohren kaum. Seine aktuelle Arbeit bestehe darin, dass der ZDF-Mitarbeiter ihm für das Interview einen Scheck ausstellen müsse. Einen Scheck vom deutschen Fernsehen, »das von den Zionisten subventioniert wird«. Das Geld wolle er nicht nur dafür verwenden, einen Film über Palästina zu drehen, sondern auch für Waffenkäufe, um die Zionisten angreifen zu können. Gemeint ist, na klar, Israel. In dieser Manier geht es noch knapp eine Minute weiter. Zwischendurch gibt Godard, ganz Regisseur, den ZDF-Kameraleuten Anweisungen. Dann hat der obszöne Spuk, die geschmacklose Inszenierung, ein abruptes Ende.
Eine Jugendsünde, der kleine Ausrutscher eines großen Mannes? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Godard ist seinen politischen Überzeugungen treu geblieben. Das gilt wohl auch für seinen militanten Antizionismus. Der Film von 1969 ist die fast dreiminütige Bankrotterklärung eines linken Intellektuellen. Thierry Chervel hat recht: Von der Kunst zum Terror war es damals nur ein kleiner Schritt.

Das oben erwähnte Video kann man sich Internet anschauen unter: