Mullah-Propaganda

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Nach dem Mordaufruf gegen Salman Rushdie von 1989 war der Iran mehrere Jahre nicht zur Frankfurter Buchmesse eingeladen. Seit 1999 aber können regimekonforme iranische Verlage ihre Propaganda dort verbreiten; so auch seit Mittwoch wieder in Halle 5 des Messegeländes. Katja Böhne, der Pressesprecherin der Buchmesse, zufolge hat auch die iranische Botschaft »traditionell einen eigenen Stand«, so dass es einen nicht wundern muss, dass in der Vergangenheit auch offen antisemitische Literatur an iranischen Ständen vertrieben wurde. Weder, dass das Kopfgeld auf Rushdie kürzlich nochmals erhöht wurde, noch, dass eine neue Todesfatwa gegen den in Deutschland lebenden Sänger Shahin Najafi verkündet wurde, hat die Messebetreiber zu einer Ausladung des Iran veranlassen können. Auch von der Ankündigung von Ali Esmaeli vom iranischen »Ministry of Culture and Islamic Guidance«, man wolle in Frankfurt einen »Holy Prophet«-Stand errichten, um gegen das Mohammed-Video zu protestieren, für das er »die Vereinigten Staaten und das zionistische Regime« verantwortlich machte, zeigten sich die Messeorganisatoren unbeeindruckt. Die Frage, ob es denn auch Lesungen von exiliranischen Schriftstellern in Halle 5 geben werde, wollte niemand von der Pressestelle beantworten. Weder die Verfolgung oppositioneller Schriftsteller noch die Vernichtungsdrohungen gegen Israel und die Holocaust-Leugnung des iranischen Regimes sind offenbar ein Grund, den Iran nicht mehr zur Buchmesse einzuladen. Pressesprecherin Böhne zufolge will man an einem »nachhaltig angelegten Dialog« festhalten. Das Bündnis »Stop the Bomb« fordert, das iranische Regime von der Buchmesse auszuschließen und den Stand des Iran stattdessen iranischen Exilschriftstellern und Oppositionellen zu überlassen, die für einen Sturz der Antisemitendiktatur aus Ajatollahs und Revolutionswächtern eintreten.

Der Autor ist Mitarbeiter der Kampagne »Stop the Bomb«.