Nur geduldet

<none>

Die Stimmung im Inneren des Schulgebäudes in der Ohlauer Straße ist an diesem Montagnachmittag eher optimistisch, auch wenn nicht viel los ist. Die Frage nach einer drohenden Räumung stellt sich nicht. Es gibt es einen Infostand mit Bergen von Infomaterial. Flugblätter zum Flüchtlingscamp am Oranienplatz liegen dort in französischer, deutscher und englischer Sprache neben der Zeitung der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migranten und weiteren Flugblättern zum bundesweiten Protest gegen die Residenzpflicht, gegen die Unterbringung in Lagern und die bundesdeutsche Asylgesetzgebung. Die leerstehende Schule in Berlin-Kreuzberg wurde Anfang Dezember besetzt. Sie dient den Flüchtlingen, die bereits monatelang im Protestcamp auf dem Oranienplatz ausharren, als Schlafstätte und Ruheplatz. Mit dem Winter wurden die Witterungsbedingungen für die Zeltenden besonders hart. Doch das Camp am Oranienplatz gibt es immer noch. Ein Unterstützer der Besetzer schickt mich von der Schule zu dem nur zehn Gehminuten entfernten Protestcamp. Für die Sichtbarkeit der bundesweiten Flüchtlingsproteste sei das Camp politisch wichtiger, erklärt er. Etwa zehn Zelte stehen dort. Die Duldung des Camps sowie der Schulbesetzung sei nur für drei Monate gwährt, erzählen Mitglieder vom Infozelt. Trotz dieser Duldung nur auf Zeit haben die protestierenden Flüchtlinge und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer dort sehr viel aufgebaut. Es gibt unter anderem eine Vokü, eine Pressegruppe, ein Infotelefon, eine Schutzgruppe, Deutschunterricht sowie mehrere Blogs. Der Flüchtlingsprotest erfolge bundesweit, auch mit den Protestierenden in Wien, deren Camp Ende Dezember geräumt wurde, sei er vernetzt, erfahre ich am Infopunkt. Hervorgehoben wird, dass Bezirksoberbürgermeister Franz Schulz den Besetzern eher wohlwollend gegenüberstehe, die Duldung ist dennoch befristet.