Dunkles Rauschen

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Dass im Zuge der Feuilletonisierung des Black Metal auch Romane zum Thema auf den Markt kommen würden, war abzusehen. Ein wenig überraschend ist es aber, dass der Roman von Erlend Erichsen auch tatsächlich lesenswert ist und es sogar schafft, das Wesen des Genres einzufangen. Das liegt wohl daran, dass der Autor wirklich weiß, wovon er schreibt. Immerhin ist er selbst in den frühen neunziger Jahren zeitweise Schlagzeuger der Band Gorgoroth gewesen, die sich mit Fug und Recht zum erlauchten Kreis der wenigen Bands zählen darf, die den True Norwegian Black Metal geprägt und begründet haben. So lässt der 1975 geborene Autor eine Menge Insider-Wissen in seine Geschichte einfließen. Dass er die Protagonisten seines Buches, zwei junge Männer aus Bergen, ausgerechnet bei einem Konzert seiner eigenen ehemaligen Band ihr Erweckungserlebnis schenkt, das sie dazu veranlasst, sich fortan Ljåvold und Vinterblod zu nennen und unter dem Namen Stormvold Black Metal zu spielen, zeugt von einer gewissen lässigen Arroganz, die zum norwegischen Black Metal gehört wie brennende Kirchen und kleine Morde unter Freunden. Erichsen beschreibt in seinem Buch, wie Ljåvold und Vinterblod Black Metal einen transzendentalen Rausch erleben. Immer tiefer reißt es sie in eine Welt aus Gewalt, Entfremdung und Einsamkeit. Der Roman schafft es, das Rauschhafte nachvollziehbar und manchmal sogar spürbar zu machen – allerdings fehlt eine politische Auseinandersetzung mit der Szene.

Erlend Erichsen: Nationalsatanist. Edition Phantasia, Bellheim 2013, 189 Seiten, 18 Euro