Kredit von Assad

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Es ist noch nicht lange her, da gaben sich Spam-Verschicker richtig große Mühe. In liebevollen Anschreiben wurde man beispielsweise darauf hingewiesen, dass man ausersehen war, gegen großzügige Provision ein Millionenvermögen zu geldwaschen, oder wenigstens mittels sehr anschaulicher Schilderungen der Auswirkungen von männlicher Impotenz auf immens günstige Viagra-Angebote aufmerksam gemacht. Zur ganz großen Form liefen die Spammer jedoch immer dann auf, wenn irgendwo auf der Welt etwas Spektakuläres passierte. Dann erhielt man flehentliche Post abgesetzter Diktatoren, die eindrucksvoll ihr Leid schilderten und sich darauf verließen, dass man als praktisch einziger ehrlicher Mensch überhaupt schnell Name, Anschrift und Kontodaten mailen würde, auf dass das von aufständischen Massen bedrohte Vermögen sicher ins Ausland geschafft werden kann, damit die Kinder und Enkelkinder eine Zukunft haben. Aus, vorbei. Keine Mail von Assad, keine Nachricht aus Somalia – und schon gar keine aus dem Vatikan, in der ein Vertrauter des ehemaligen Papstes in einem schön formulierten Schreiben davon erzählt, wie furchtbar die Situation ist, dass zum Glück aber noch 50 Millionen rechtzeitig auf die Seite geschafft werden konnten, die man jetzt gerne teilen würde, dochdoch, das sei ein se­riöser Hilferuf und sofortiges Handeln unerlässlich, sonst … um Gotteswillen, die Schweizer Garde naht, bittebitte, Beeilung. Nix. Gar nix. Stattdessen tägliche formlose Anschreiben von Leni Schmidt, Eric Wagner und Benedikt Schaefer, in denen unter dem Betreff »Kredit­angebot« verkündet wird: »Wir bieten Ihnen Kredite an – Kredit wählbar bis zu 100 000 Euro, immer die aktuellsten Zinsen, schufafrei ist möglich.« Aber vielleicht tun sich der Ex-Papst und Assad ja mal zusammen und zeigen den ganzen langweiligen Spammern, wie das alles formvollendet geht.