Nazis und Pumps

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Ist es vielleicht uncool geworden, deutsche Fernsehproduktionen anzuschauen, bevor man sie rezensiert? Das könnte jedenfalls erklären, warum in den vergangenen Wochen gleich zwei Machwerke im Feuilleton vorab hymnisch gefeiert wurden, die sich dann doch nur als Auf-der-Stelle-ausschalten-Produktionen erwiesen haben. Dass sich der Dreiteiler »Unsere Väter, unsere Mütter« als das übliche »die Deutschen waren ja mitsamt ihrer Wehrmacht im Prinzip Nazi-Opfer Number One« entpuppen würde, hätte man sich immerhin trotz oder wegen der Vorabbegeisterung in den Feuilletons der Republik schon denken können. Dass dann jedoch auch die vor dem Start als Deutschlands Antwort auf HBO-Klassiker gepriesene, vorige Woche auf Arte gezeigte Miniserie »Zeit der Helden« bloß aus dem Standardmix (bedeutungsschwangere Dialoge plus ausgesucht unoriginelle Handlung) bestehen würde, war nicht unbedingt zu erwarten.
Die als Midlife-Drama in der süddeutschen Provinz annoncierte Serie ist immerhin ziemlich oft, wenn auch ungewollt, komisch. Zum Beispiel dann, wenn Elektroinstallateursgattin Mai Brunner das für ihre Nachbarin bestimmte Schuhpaket verschwinden lässt und die erbeuteten goldenen Pumps selbst anzieht, um sich Tagträumen von einem schöneren Leben hinzugeben. Warum sie nicht einfach selber losgeht und sich Highheels kauft (oder online bestellt, falls es keinen Laden für extrem scheuß­liche Schuhe in der Nähe gibt), man weiß es nicht. Neben goldenen Pumps spielen übrigens auch die vorschriftsmäßigen grundgütigen Altersheimbewohner mit, die von einer entzückend-unverkrampften jungen Pflegekraft wieder ins Leben zurückgeholt werden. Und übrigens, ha!, bei den hippen Nachbarn (Lichtdesigner und Projektmanagerin) ist, wer hätte das gedacht, in Wirklichkeit alles gar nicht so toll.