Glasklar

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Erinnerungen werden undeutlicher. Du bist fort, die Sehnsucht bleibt. In die Nachbarschaft von einst zurückzukehren, bedeutet, das eigene Alter zu spüren. Alles ändert sich so schnell, nichts lässt sich einholen. In seinen Texten haucht sich Martin Courtney mit unnachahmlich diskreter Melancholie in der Stimme über die Landstraßen gelebter Vergangenheit in Richtung eines noch unbestimmten Horizonts.
Der Sänger und Gitarrist des aus Ridgewood in New Jersey stammenden und in Brooklyn wohnhaften Quintetts Real Estate ist ein einsamer Drifter. Untröstlich wirkt er aber nicht. Er besingt eine Vielzahl kleiner Tode, die zur Ordnung des Lebens unbedingt dazugehören. Auch die Songs des dritten Albums »Atlas« sind solche Drifter. Die glasklar perlenden Gitarren und der sanfte rhythmische Drive erinnern an moderne Klassiker souveränen Popsongwritings von The Sea and Cake. Der Sound verträumter Psychedelic-Indiebands aus Neuseeland wie der von The Clean, The Chills oder The Verlaines läuft wie nebenbei und völlig mühelos in denselben Erinnerungsschleifen mit.
Vor einem Jahr hat Real-Estate-Gitarrist Matt Mondanile mit seinem Soloprojekt Ducktails das Album »Flower Lane« eingespielt. Die Ducktails stehen dem Soft-Pop Prefab ­Sprouts und Aztec Cameras etwas näher, Real Estate dafür dem Psychedelic. Die Platten passen hervor­ragend zusammen. Wie ein zwillingsartiges Liebespaar, dessen harmonische Beziehung durch die feinen Unterschiede der Persönlichkeiten zusätzlich bereichert wird.

Real Estate: Atlas (Domino Records/Goodtogo)