In den Mund gelegt

<none>

Amnesty International. Karl Lagerfeld, der Dalai Lama, Iggy Pop – ihre Gesichter von Wunden und Schwellungen entstellt. Alle drei werden auf den Plakaten zitiert: »Ein Hawaiihemd und Flip-Flops sind der Gipfel der Eleganz« (Lagerfeld), »Ein Mann, der mit 50 keine Rolex besitzt, hat sein Leben vertan« (Dalai Lama), »Justin Bieber ist die Zukunft des Rock 'n' Roll« (Iggy Pop) und darunter: »Foltere einen Mann und er wird dir alles erzählen.« Die belgische Gruppe von Amnesty International hat mit ihrer Kampagne zum Thema Folter sensibilisieren wollen und damit ein Aufsehen erregt, das mit einer Erklärung, die auf der Website der Menschenrechtsorganisation erschien, noch anwuchs. Amnesty International entschuldigt sich, das Gesicht von Iggy Pop ohne dessen Einwilligung benutzt zu haben, auch entspreche das Zitat nicht seiner Meinung. Man sei von einem »globalen Einverständnis der Beteiligten« ausgegangen, sagte der belgische Amnesty-Chef Philippe Hensmans. Alle drei Plakate wurden aus dem Internet entfernt.   OKO
Keeeksäää
Denkmal. Neben einem Mahnmal, zu dem man gerne geht, ist in diesem Land noch Platz für ein Denkmal, von dem man gerne abbeißt. Der neuseeländische Aktionskünstler Kingsley Baird will eine Reflexion über die Toten des Ersten Weltkriegs anstoßen und installiert ein Monument aus 18 000 Keksen in Soldatenform. Am 12. Juli, rechtzeitig zur Dresdner Museumsnacht, soll es der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Besucher sind herzlich dazu eingeladen, die Kekse mitzunehmen oder zu essen, sagt Gorch Pieken, der wissenschaftliche Leiter des Militärhistorischen Museums. »Stela«, so der Name des Kunstwerks, »gelte allen Soldaten«, sagt Kingsley Baird. »Bei Stela geht es um An- und Abwesenheit: Die abwesenden Körper unter der Erde werden zu anwesenden«, so der Künstler. »Durch den Verzehr der Kekse rufen wir uns das Opfer der Soldaten in Erinnerung und nehmen symbolisch ihr Wesen in uns auf.« Absolut plausibel und nahrhaft obendrein: Abendmahl statt Denkmal. Guten Appetit!   OKO
Ab in die Fuzo
Ikea. Seit einigen Tagen besteht kein Zweifel mehr: Sie sind unter uns. Ein Raumschiff ist gelandet, mitten in der leblosen Fußgängerzone des Hamburger Stadtteils Altona. Was kommt auf uns zu? Was haben sie mit uns vor? Angesichts der Medienberichterstattung zur Eröffnung der »ersten Innenstadt-Filiale« von Ikea könnte man annehmen, der Besuch des Einrichtungshauses gleiche einer Begegnung der dritten Art. »Was steckt hinter der neuen Ikea-Strategie?«, fragt Bild und weiß Erschreckendes zu berichten: »In Hamburgs neuer City-Filiale sind Café und Restaurant sogar geöffnet, wenn das Möbelhaus noch geschlossen ist.« Peter Betzel, Manager von Ikea Deutschland, betont: »Der City-Store in Hamburg ist erst mal ein Versuchsballon«. Ob die Besucher in Frieden kommen? Jedenfalls haben sie Köttbullar und eine WC-Bürste namens »Viren« dabei. Der 48. Ikea-Filiale in Deutschland ging ein Bürgerenscheid im Januar 2010 voraus, bei dem sich 77 Prozent der Befragten für den Bau aussprachen.   OKO
Festivalkritik
Glastonbury. Er ist Pilot, investiert in Riesenzeppeline und beweist trotzdem echte Bodenhaftung: Im Gegensatz zu Metallica wird sich der Sänger Bruce Dickinson nicht mit seiner Band Iron Maiden auf dem berühmten Glastonbury-Festival blicken lassen. »Orte, die Gwyneth Paltrow besucht, an denen man in klimatisierten Jurten wohnen kann, sind nichts für mich«, sagte der Sänger dem Daily Star. Glastonbury sei »das bourgeoiseste Ding des Planeten«.   OKO