Husten und Humor

Von nils quak

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Improvisierte Musik hat nicht gerade den besten Leumund. Und direkt vorneweg: Wer eingängige Musik, klassische Songstrukturen oder dergleichen sucht, den wird Schrein sicherlich enttäuscht zurücklassen. Alle anderen aber, die sich dem Album mit offenen Ohren nähern, werden schnell feststellen, dass freie Musik nicht unbedingt schwierig oder schwer zugänglich sein muss. Bei »EinsZweinSchrein« hat man weniger den Eindruck, mit einer eher wahllosen Kombination von Sounds konfrontiert zu werden, als vielmehr einem sich spontan entwickelnden Ritual beizuwohnen, dessen Regeln man zwar nicht vollends versteht, das einen aber immer tiefer in seinen Bann zieht. Hierzu trägt maßgeblich das fokussierte Schlagzeug- und Perkussionspiel bei, das vordergründig vielleicht hektisch und kleinteilig wirken mag, jedoch auch in längeren Passagen nicht nervt oder sich aufzwingt.
Bei Schrein handelt es sich um ein gut eingespieltes Trio, das es versteht, eine gute Por­tion Humor in die Musik einfließen zu lassen. In »Llullaillaco« etwa, dem zweiten Stück des Albums, kippt eine mantraartige Vokalpassage in krächzendes Husten und Röcheln. Fernab von jeglichen Musikdiskursen, die ansonsten in populären Musikmedien breitgetreten werden, ist hier ein Kleinod voll Tiefe, Witz und Harmonie (ja, auch die ist reichlich zu finden) entstanden, das zu begeistern weiß. Und eigentlich sollte das Cover allein schon Grund genug sein, sich diese Platte zu besorgen.

Schrein: EinsZweinSchrein. Spam Records/Meudiademorte Records