50 Instrumente

Von nils quak

<none>

Psychedelische Musik abseits klassischer Klischees zu machen – nicht weniger hat sich das Duo Razen zur Aufgabe gemacht. Für »Remote Hologram«, ihr jüngstes Album, haben die Belgier Kim Delcour und Brecht Ameel mit den Musikern David Poltrock und Paul Garriau zusammengearbeitet und 50 verschiedene Instrumente benutzt. Zumindest gefühlt.
Die erste Platte des Doppelalbums versammelt Live-Improvisationen, die Stücke der zweiten LP sind Kompositionen, die in zwei Kirchen in Brüssel aufgenommen wurden. Razen gehen entschieden ans Werk: Mag eine tänzelnde Synthesizersequenz den Hörer für kurze Zeit in Sicherheit wiegen, ihr folgt ein Malstrom aus Free-Jazz-Versatzstücken à la Albert Ayler, Mikrotonalität und ritueller Improvisa­tion. Im zweiten Teil von »Remote Hologram« kehrt mit subtilen Drones etwas Ruhe ein. Der Parforceritt durch verschiedene Klangeindrücke weicht einer Introvertiertheit, die sich zwischen dem Minimalismus Terry Rileys, den entrückten Harmoniumstücken Georges I. Gurdjieffs und verschollenen New-Age-Tapes der siebziger Jahre einpendelt.
»Remote Hologram« zählt zugegebenermaßen nicht gerade zu den Alben, die es einem trotz ihrer Verschrobenheit leicht machen. Aber so sperrig, um nur einem kleinen Zirkel Eingeweihter zu gefallen, ist es auch nicht – Razen verfallen nie in selbstgefälliges Gedudel. Häufig sind es gerade die dichten, aber luftigen Drones, an deren Rändern sich die Stücke weiter entfalten. »Remote Hologram« wächst mit jedem Hören.

Razen: Remote Hologram (Kraak)