Grüne Solidarität

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Über mangelnde öffentliche Solidarität muss Bob Rugurika sich zumindest nicht beschweren. Seit der Journalist und Direktor des wichtigen privaten Radiosenders »Radio publique africaine« (RPA) in Burundi am 20. Januar verhaftet worden war, fanden jeden Dienstag Solidaritätsdemonstrationen mit Hunderten Beteiligten in der Hauptstadt Bujumbura statt. Viele trugen dabei grüne Kleidungsstücke – Grün ist die Farbe der Gefängniskleidung – und beklagten die mangelnde Pressefreiheit und Demokratie im Land. Bei Spontandemonstrationen Mitte vergangener Woche gingen schließlich Tausende Burunderinnen und Burunder auf die Straße – sie feierten Rugurikas Freilassung. Denn am Mittwoch war bekannt geworden, dass er gegen eine Kaution von 15 Millionen burundischen Francs (8 500 Euro) auf freien Fuß gesetzt wird. Am Tag darauf begleitete ein langer Menschenzug den Journalisten vom Gefängnis in Muramvya nach Bujumbura, wo er freudig empfangen wurde. Im Gefängnis soll er unter anderem zwei Tage in Einzelhaft und zwei Wochen in einer verdunkelten Zelle verbracht haben.
Im Januar hatte RPA in einer Sendereihe über den Mord an drei italienischen Nonnen in Bujumburas Armenviertel Kamenge im September 2014 berichtet. Die Tat wurde meist als Raubmord verstanden, es gab jedoch einige Unstimmigkeiten. Unter anderem wird vermutet, die Nonnen hätten illegale Ausbildungslager für Milizen der Regierungspartei CNDD/FDD gesehen. In einem Interview mit RPA behauptete ein Mann, er sei im Auftrag des Geheimdienstes an den Morden beteiligt gewesen. Rugurika wurde daraufhin wegen Behinderung von Ermittlungen, »mangelnder öffentlicher Solidarität« und Beihilfe zum Mord verhaftet, da er den Namen seiner Quelle nicht nennen wollte. Rugurika drohen bis zu 20 Jahre Haft. Es sei nicht »seine Aufgabe, Kriminelle zu verhaften«, verteidigte er sich und vermutet po­litische Gründe hinter seiner Verhaftung. Sein Sender berichtet oft kritisch über heikle politische Themen und die Regierung von Präsident Pierre Nkurunziza, der bei den Wahlen im Juni zum dritten Mal in Folge kandidieren will, obwohl die Verfassung nur zwei Amtszeiten erlaubt. Rugurika gehörte auch zu den prominentesten Kritikern einer Reform des Pressegesetzes von 2013, die der Regierung bedeutende Eingriffe in die Berichterstattung ermöglicht und von Journalisten die Offenlegung ihrer Quellen verlangt.