»Das würde ich als bayerische Besonderheit bezeichnen«

Am Montag voriger Woche endete der Prozess gegen Mitglieder der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in München. Die Jungle World sprach mit Julian Mühlbauer von der FDJ München.

Worum ging es bei dem FDJ-Prozess?
Mitgliedern und Sympathisanten der FDJ wird geworfen, Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu verwenden, also Paragraph 86a des Strafgesetzbuches, weil sie das Emblem der FDJ getragen haben. Der erste Prozess war am 29. Juni. Der endete erst einmal ohne Urteil und wurde am 20. Juli fortgesetzt und endete mit einem Freispruch.
Lässt die Polizei die FDJ denn jetzt in Ruhe?
Nach beiden Prozesstagen kam es zu Übergriffen der Polizei. Am ersten Prozesstag, als noch kein Urteil gefällt war, sind wir nach der Verhandlung in einen Biergarten gegangen, und die Polizei hat mindestens 25 Personen kontrolliert und sechs verhaftet, die aus dem Biergarten kamen. Direkt nach dem Freispruch wurde wieder eine Person in FDJ-Blauhemd festgehalten, die Personalien wurden aufgenommen. Ein Polizist mit vier schönen Sternen auf der Schulter erklärte ganz offen, es sei ihm ziemlich egal, was das Amtsgericht beschließt. Sie hätten die Anweisung von der Staatsanwaltschaft München, weiter gegen die FDJ vorzugehen.
Ist dieses harsche Vorgehen gegen die FDJ eigentlich eine bayerische Besonderheit?
Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder Prozesse, in Berlin, in Dresden und anderen Städten, die dann alle entweder mit Freispruch oder Einstellung endeten. Diese Vehemenz, mit der gegen eine relativ kleine Jugendorganisation vorgegangen wird – mit Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmung von Computern und Handys, ständigen Verhaftungen –, das würde ich schon als eine baye­rische Besonderheit bezeichnen.
Warum geht man heutzutage eigentlich zur FDJ?
Es gibt da sicher unterschiedliche Beweggründe. Die FDJ heute bezieht sich auf verschiedene Traditionslinien. Zum einen auf die 1936 im Exil gegründete Organisation, die strömungsübergreifend gegen Faschismus und Krieg kämpfen will. Da ist zum anderen die Tradition der FDJ-West, die nach 1945 gegen die Wiederbewaffnung und die alten Nazis gekämpft hat. Und natürlich auch die Tradition der FDJ in der DDR, die am Aufbau des Sozialismus teilnahm, aber auch am Untergang der DDR beteiligt war.