Nur aus Liebe

<none>

Völker, die gefallen ihm. Am besten natürlich sein eigenes, das venezolanische, schließlich liebt es ihn auch. Und die, die es wagen, ihn nicht zu lieben, sind sowieso Verräter. Manche trachten ihm sogar nach dem Leben, doch dank seiner Versiertheit in Verschwörungstheorien schafft er es stets, diese Komplotte aufzuspüren. Die werden natürlich meist aus dem Ausland gesteuert, allen voran von den US-Imperialisten und ihren Verbündeten. Nicolás Maduro hat es eben nicht leicht, in so einer feindlichen Umgebung den »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« durchzusetzen und das Werk des großen Hugo Chávez zu vollenden. Als dessen Nachfolger weiß Maduro auch: Nicht alle Ausländer sind schlecht. Der venezolanische Präsident hat auch andere Lieblingsvölker, etwa das palästinensische oder das syrische. Letzterem möchte er jetzt gerne helfen. »Wie viele Araber müssen noch sterben, bis das große menschliche Gewissen des Friedens erwacht?« fragte Maduro Anfang voriger Woche bei einer Kabinettssitzung und versprach, 20 000 syrische Flüchtlinge »im venezolanischen Vaterland« aufzunehmen, um mit ihnen dieses »Land des Friedens« zu teilen, das Land »von Christus, von Bolívar«. Schließlich ist das syrische Volk »ein Volk, das wir lieben«.
Ein neues Zuhause, Frieden und Liebe (nicht unbedingt Christus) können die fliehenden Syrerinnen und Syrer sicher gebrauchen. Beinahe noch lieber als Völker mag Maduro aber große Anführer, wie eben Bolívar, Chávez, sich selbst, iranische Ayatollahs, palästinensische Chefs und seinen Verbündeten Bashar al-Assad. Den meisten Syrerinnen und Syrer wäre wahrscheinlich besser geholfen gewesen, hätte Venezuela sie frühzeitig in ihrem friedlichen Widerstand gegen den syrischen Diktator unterstützt. Dann müssten sie nach einem vierjährigen brutalen Bürgerkrieg heute nicht vor Assad nach Venezuela fliehen. Aber Liebe macht eben blind. Netterweise schafft Maduro für die Neuankömmlinge schon einmal Platz und weist derzeit Tausende Kolumbianerinnen und Kolumbianer aus Venezuela aus. Angeblich im Kampf gegen Paramilitarismus und Schmuggel ließ er die nördliche Grenze zu Kolumbien schließen und verhängte in der Region den Ausnahmezustand. Der Schmuggel beinträchtige die Versorgungslage in Venezuela – alles aus Liebe zu seinem Volk also. Ob es ihm dies bei den Wahlen im Dezember danken wird?