»Wir wurden zweimal beschlagnahmt«

Die in Barcelona ansässige Satirezeitschrift El Jueves (Donnerstag) stellte der Jungle World für ihre Spanien-Ausgabe einige Karikaturen zur Verfügung. Mit Mireia Clarella Blasco von El Jueves sprach die Jungle World über die inhaltliche Ausrichtung der Zeitschrift und die Meinungsfreiheit in Spanien.

Seit wann existiert El Jueves und welche Art von Inhalten
präsentiert sie?
El Jueves ist eine wöchentliche Satirezeitschrift, die seit dem 27. Mai 1977 ununterbrochen erscheint. Der Inhalt der Zeitschrift kann in zwei große Blöcke eingeteilt werden: Die aktuellen Seiten, auf denen wir jede Woche die Nachrichten analysieren und kritisieren, und die Seiten mit festen Serien über repräsentative Figuren der Gesellschaft. Die Art von Humor in der Zeitschrift richtet sich an ältere Leser und deckt diverse humoristische Register ab, auch wenn uns der Unfug am ehesten ausmacht.
Hat El Jueves Probleme mit der Justiz?
Die Zeitschrift wurde zweimal beschlagnahmt, das heißt verboten und nach der Veröffentlichung von der Regierung eingezogen. Das betraf eine Ausgabe von 1977 wegen eines Witzes über den Papst auf der Titelseite und eine von 2007 wegen eines Witzes über das Kronprinzenpaar beim Sexualakt. Abgesehen von diesen Fällen ist es in den mehr als 38 Jahren des Bestehens der Zeitschrift oft vorgekommen, dass die Zeitschrift und ihre Autoren vor Gericht mussten. Das spanische Gesetz garantiert die Meinungsfreiheit in einem sehr weiten Sinne. Die große Mehrheit der Richter interpretiert das Gesetz so, dass die Satire nicht beabsichtigt zu verletzen, sondern zu spielen – animus iocandi ist der juristische Begriff, auf den wir Autoren uns berufen, als sei er eine Zauberformel von Harry Potter. Dennoch gibt es immer Bürger, die sich beleidigt fühlen und uns vor Gericht schleppen wollen. Das ist völlig legitim. Und auch eine perfekte Zeitverschwendung für alle.
Wie reagierte El Jueves auf das Massaker bei Charlie Hebdo?
Als wir von der Tragödie erfuhren, planten wir gerade die Themen der Woche, und wir verfielen in einen Schockzustand. Wir waren erschüttert. Wir beschlossen, uns in der folgenden Ausgabe mit den Opfern zu solidarisieren, die in diesem Fall außerdem Berufskollegen waren, die wir bewunderten. Es waren keine Karikaturen zum
Lachen, sondern es ging um die Ablehnung der Gewalt und die Unterstützung der Opfer.