Mein Kommunismus

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Da in Sachen Links- und Fortschrittlichsein sowie in allen Schnitt- und Grenzbereichen beider Interessenslagen mittlerweile jeder alles behaupten kann und es im Eigentlichen nur mehr darum geht, die jeweils eigene Klientel besonders geschickt und bestplaziert im jeweiligen Gesellschaftsentwurf unterzubringen, da überdies zottelige Theorieclowns wie Slavoj Ahoj ebendieses Fortschrittlichsein an immer neue Fortschritte knüpfen, soll im Folgenden der allerneueste Kommunismus vorgestellt werden, wie er soeben im Hirn des Verfassers gereift ist – mein ureigenster Kommunismus, der mir und nur mir allein gehört und der sich für andere jeweils anders darstellen kann. Dieser mein Kommunismus ist um einen zentralen Leitbegriff drumrumkonstruiert, nämlich den Nachtisch. Alle gesellschaftlichen Kräfte sind auszurichten darauf, dass die Idee des Nachtischs sich möglichst rein verwirkliche, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Augenfarbe. Ferner sind alle Einrichtungen des Staates daraufhin zu überprüfen, ob sie Nachtisch möglich machen oder nicht vielmehr stillschweigend die Dessertkarten kürzen, an denen künftige Generationen knabbern dürfen. Personen, die einer Verwirklichung von Nachtisch im Wege stehen, oder die den Nachschlagscharakter des Nachtischs leugnen, müssen in Bäckereien und Eiscremefabriken Buße leisten, bis sie sich bessern. Dieser mein Kommunismus hat, im Gegensatz zu vielen seiner historischen Varianten, den unschlagbaren Vorteil, dass alle in ihm erstmal gutgelaunt sind, wegen einer konstanten leichten Überzuckerung, und dass allein deswegen alles allen von vorneherein viel leichter von der Hand geht. Außerdem ist er schon jetzt realisierbar, und gesäubert werden müssen nur die Teller (hinterher).