Geschichte einer Ikone

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Peter Brückner. Der Sozialpsychologe war einer der bedeutenden kritischen Denker der deutschen Protestbewegung in den Sechzigern und Siebzigern. Zusammen mit Johannes Agnoli verfasste er »Die Transformation der Demokratie« und veröffentlichte zahlreiche Bücher und Aufsätze im Geiste der Kritischen Theorie. Weil er sich nach Behördenmeinung nicht ausreichend von der RAF distanzierte, bekam er zweimal Berufsverbot als Hochschullehrer – einmal im Zuge der sogenannten Mescalero-Affäre. Peter Brückner starb 1982. Sein Sohn Simon Brückner hat mit »Aus dem Abseits« einen Dokumentarfilm gedreht, der sich mit dem Vater als Person und Ikone beschäftigt. In Form einer Collage von Erinnerungen und Gesprächen zeigt der Film ein Bild Peter Brückners zwischen Geschichte und Lebensgeschichte. Nachdem der Film den Hauptpreis des DOK.fest in München gewonnen hat, wurde er nun in der Berliner Volksbühne präsentiert. »Aus dem Abseits« ist in ausgewählten Kinos zu sehen.   jch
Die Weigel von heute
Bertolt Brecht. Am Berliner Ensemble hatte »Die Gewehre der Frau Carrar« Premiere. Das Stück schrieb Bertolt Brecht auf Anregung von Slatan Dudow 1937 über den Spanischen Bürgerkrieg. Die Fischersfrau Carrar ist nicht bereit, ihre Söhne dem Krieg zu opfern. »Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen«, sagt sie. Doch ist Neutralität möglich, wenn der Faschismus marschiert? An dem Brecht-Stück wird zweierlei deutlich: Die Kritik beispielsweise Theodor W. Adornos, dass Brecht zugunsten politischer Absichten das künst­lerische Niveau gesenkt habe, ist zutreffend. Zutreffend ist aber auch, dass, wenn Brecht das Niveau senkt, es trotzdem weiterhin hoch ist. Das Stück war eines der meistgespielten von Brecht zu seinen Lebzeiten. Premiere hatte es 1937 in Paris mit Helene Weigel in der Hauptrolle. Am Berliner Ensemble beeindruckt vor allem Ursula Höpfner-Tabori in der Hauptrolle der Frau Carrar. Man kann Höpfner-Tabori zu Recht die Weigel dieser Tage nennen.   jch
Vorsicht vor Feenstaub
Orgasmus-Streit. Das Berliner Kondom-Startup Einhorn hat eine gerichtliche Auseinandersetzung verloren. Ein Konkurrent hatte gegen den Slogan »1 Tüte à 7 Stück entspricht bis zu 21 Orgasmen« geklagt, weil diese Angabe zur Täuschung geeignet sei und zur Mehrfachbenutzung verleite. Die Verteidigung von Einhorn plädierte sowohl mit der satirischen Aufmachung und den hoffentlich ironiefähigen Verbrauchern als auch mit der Möglichkeit einer korrekten Anwendung bei drei Orgasmen pro Kondom – wenn man für die Frau zwei und für den Mann einen rechne. Mit einer Demonstration in Berlin-Mitte hatte Einhorn noch versucht, das Gericht zu beeinflussen. Schilder wie »Für ein Recht auf multiple Orgasmen« und »Nur ein Schwein kommt allein« wurden gezeigt. Doch erfolglos. Und vielleicht droht schon die nächste Klage, denn auf der Verpackung der Einhorn-Kondome wird vor Verunreinigungen gewarnt: »Kann Spuren von Feenstaub enthalten.«   jch
Möge die Macht …
Jar Jar Binks. Spätestens an der Supermarktkasse, wenn der Blick über die Einkäufe der anderen streift, holt einen der Rummel ein. Läuft da wirklich gerade ein R2-D2-Salzstreuer über das Band? Hat der schräge Vogel hinter mir tatsächlich eben Yoda-Plätzchenformen und eine Darth-Vader-Tasse aus dem Einkaufswagen geholt? Ach Moment, die Tasse steht ja bei den eigenen Einkäufen. Einen vorläufigen Marketing-Höhepunkt hob man sich bis kurz vor dem Filmstart von »Star Wars: Das Erwachen der Macht« am 18. Dezember auf: »Jar Jar Binks ist definitiv nicht im Film zu sehen«, verkündete Produzent Kathleen Kennedy. Und alle jubeln, weil sie den Gungan für einen Trottel halten und nicht ahnen, dass er vermutlich nur die Notbremse gezogen hat. Wer will schon sein eigenes Konterfei auf all diesen Produkten sehen? Eben.   oko