Unterbeschäftigt zum Erfolg

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Die Zeit der Jahresrückblicke ist vorbei. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat es sich dennoch nicht nehmen lassen, am Montag ihr Resümee nachzureichen. »Die Zahl der arbeitslosen Menschen ist weiter gesunken, Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sind dynamisch gewachsen«, sagte der Vorstandsvorsitzende der BA, Frank-Jürgen Weise, auf einer Pressekonferenz. Mit durchschnittlich 2 795 000 Arbeitslosen gab es im Jahr 2015 über 100 000 weniger als im Vorjahr – diese Erfolgsmeldung der BA würdigten etliche Medien. »Arbeitslosenzahl so niedrig wie seit 24 Jahren nicht«, titelte die FAZ. »Arbeitslosigkeit sinkt auf niedrigsten Stand seit 1991«, jubelte der Stern. »So wenige Arbeitslose wie seit 24 Jahren nicht«, vermeldete die Zeit. Doch in keinem Artikel war ein Hinweis darauf zu finden, dass die Berechnungen der BA dank einer geschickten Umetikettierung zustande kommen. Nimmt man die 2 795 000 offiziellen Arbeitslosen und die »Personen in Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit« zusammen, befanden sich im vergangenen Jahr durchschnittlich 3 633 000 Personen in »Unterbeschäftigung«, wie die BA sich in ihrer Pressemeldung zum Thema ausdrückte. Mit einer solchen Zahl wären die Arbeitslosenverwalter allerdings kaum derart triumphal in die Schlagzeilen gelangt, weshalb die Gesamtzahl der »Unterbeschäftigten« in der Pressemitteilung wohl erst nach der vermeintlichen Erfolgsbilanz aufgeführt wird. Die Mitarbeiter von FAZ, Stern und Zeit müssten den Passus zur »Unterbeschäftigung« dennoch gesehen haben. Schließlich haben sie die Pressemeldung bis zum Ende gelesen. Dort wird ein weiterer Erfolg der BA erwähnt: Die Institution schloss 2015 mit einem Überschuss von 3,7 Milliarden Euro ab – was die Schreiber lobend erwähnen. Welcher Anteil dieser Summe aus Leistungskürzungen kommt, die über Arbeitslose verhängt wurden, ist den Angaben der BA nicht zu entnehmen.