Friede, Freude, Feminismus

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Obwohl die Wettervorhersage einen klaren Himmel angekündigt hatte, wurde der diesjährige »Frauen*kampf­tag« ein Marsch durch den Regen. Nach Polizeiangaben waren es 1 000, den Veranstaltenden zufolge 5 000 Teilnehmende, die am frühen Sonntagnachmittag von Berlin-Mitte nach Kreuzberg zogen. Das Grau des Himmels bildete den Kontrast zu einer Demonstration, in der einander widersprechende Positionen bunt nebeneinander her demonstrierten – ganz so, wie es in einem »Demokonsens« zuvor formuliert worden war.
Die Moderatorin der Kundgebung ließ wissen, dass die Debatte über Prostitution noch nicht beendet sei – und holte nacheinander eine Sexarbeiterin und eine Vertreterin der Partei »Die Frauen« auf die Bühne. Nach einer Auseinandersetzung mit dem neuen »Prostituiertenschutzgesetz« der Sexarbeiterin folgte somit als direkte Gegenposition eine Erklärung der Parteivertreterin, warum Sexarbeit »sexistisch, rassistisch und klassistisch« sei. Dieser Schritt des Bündnisses dürfte eine verspätete Reaktion auf die Konflikte zwischen Sexarbeiterinnen und Prostitutionsgegnerinnen am Frauen*kampftag 2014 sein. Es geht also weiter um schon traditionelle Kontroversen, die offen diskutiert werden sollen.
Ganz im Gegensatz zu diesem Bild vom offenen Diskurs stand eine Reaktion des Bündnisses auf einen Facebook-Post. Bereits im November entbrannte unter einem Statement auf der Facebook-Seite der Veranstaltung, das für dieses Jahr eine Demonstration »mit weniger Antisemiten« wünschte, eine heftige Diskussion. Dabei wurden Frauen, die sich mit Israel solidarisch erklärten, von Männern bedroht. Die Veranstalterinnen reagierten darauf lediglich mit einen allgemeinen Statement »gegen Krieg, Aufrüstung, Militarisierung und die Instrumentalisierung von Frauen*rechten«. Wer an dieser Stelle »Frauen*rechte« instrumentalisiert haben soll und wofür, blieb unklar. Die Facebook-Seite solle nicht als Ort für einen »Streit um die unterschiedlichen Ansichten über Auseinandersetzungen im Nahen Osten« dienen, hieß es. Es seien »widersprüchliche Positionen« möglich, solange »jeder Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« eine Absage erteilt werde. Antisemitismus fällt offenbar nicht darunter. Auf der Demonstration blieben die einzigen »Positionierungen« zum Thema Israel die bereits zum Standard gehörenden »Freiheit für Palästina und Kurdistan«-Plakate der MLPD und eine größere Zahl von Kufiyahs.
Angesprochen wurde ein heikles Thema aus dem Nahen Osten dennoch. Mina Ahadi von der Arbeiterkommunistischen Partei des Iran bezog Stellung gegen den politischen Islam und für die »Befreiung von Verschleierung, Diskriminierung und Religion«. Alleine zog sie ihre Runden durch die Menge und stellte fest, dass das Thema Frauenrechte und Islam »hier viel zu wenig« vertreten sei.