Platte Buch - Martin Baxmeyer: »Amparo Poch y Gascón. Biographie und Erzählungen aus der spanischen Revolution«

Frauen im Anarchismus

<p>Geht es um den spanische Anarchismus, fällt stets der Name Buenaventura Durruti. Doch wer kennt Amparo Poch y Gascón?</p>

Geht es um den spanische Anarchismus, fällt stets der Name Buenaventura Durruti. Doch wer kennt Amparo Poch y Gascón? Martin Baxmeyer hat nun eine lesenwerte Biographie der 1968 in Frankreich verstorbenen Mitbegründerin der libertären Frauenorganisation Mujeres Libres verfasst, die auch deutlich macht, warum die Medizinerin und anarchistische Publizistin heute wenig bekannt ist. Baxmeyer schildert den Kampf, den selbstbewusste Frauen auszufechten hatten, um sich innerhalb der männerdominierten anarchistischen Bewegung zu behaupten, und beschreibt den Einfluss des militanten Antifeminismus des französischen Soziologen Pierre-Joseph Proudhon auf die Bewegung. Doch auch nach dem Zurückdrängen dieser Strömung mussten die Mujeres Libres um Anerkennung kämpfen. Die libertären Frauen lehnten den Feminismus als Bewegung wohlhabender Frauen aus dem Bürgertum ab.

Daher kritisiert Baxmeyer den Begriff Anarchofeminismus, mit dem die Mujeres Libres in den siebziger Jahren etikettiert wurden. »Keine der Aktivistinnen der dreißiger Jahre bezeichnete sich so«, betont der Autor. Kritisch geht er auch mit dem anarchistischen Mythos der bewaffnet kämpfenden Frau um. Auf den während der Spanischen Revolution verbreiteten Fotos seien Fotomodelle in Uniform abgebildet gewesen. Mit der Realität auch innerhalb der libertären Kolonnen, die gegen die Faschisten kämpften, habe das nur wenig zu tun gehabt.

Zu solchen Behauptungen hätte man sich mehr Belege gewünscht. Insgesamt aber gelingt Baxmeyer eine kritische Auseinandersetzung mit Mythos und Realität der libertären Bewegung. Poch y Gascón selbst sparte nicht mit Kritik. Davon zeugen einige im Buch dokumentierten ­Artikel der Publizistin. Dort spottete sie über die Bürokratie der Bewegung und die Gepflogenheit ihrer Genossen, Konflikte in ein eigens gegründetes Komitee abzuschieben.