Platte Buch: Das Album »Sweep It Into Space« von Dinosaur Jr.

Sie können noch

<p>Die Rockmusik hat keine Chance, wenn aus der Kombination aus Bass, Gitarre und Drums nicht immer mal wieder etwas entsteht, das vorher nicht dagewesen ist.</p>

Die Rockmusik hat keine Chance, wenn aus der Kombination aus Bass, Gitarre und Drums nicht immer mal wieder etwas entsteht, das vorher nicht dagewesen ist. Ob der Rock nun in seinen letzten Zügen liegt oder ob das bloß droht, darüber kann man streiten. Ein Rezept aber, um nicht immer gleich und vor allem nicht wie andere Rockbands zu klingen, hatte eine Band, die Dinosaur Jr. hieß, bereits in den achtziger Jahren. »Wir mochten Speed Metal, und wir mochten weinerliches Geklimper«, sagte Gitarrist Lou Barlow einmal.

Folgerichtig warf die Band so ziemlich alles zusammen, was die damalige Rockmusik hergab – Country, Metal, Folk, Punk, Hardcore –, und kreierte einen Sound, der nicht nur Kurt Cobain begeisterte. Dinosaur Jr., die nach einem Rechtsstreit um den Bandnamen trotzig das »Jr.« hinzufügten, sind mittlerweile selbst recht altmodisch unterwegs – mit einer Besetzung und einem Konzept, die bald 40 Jahre auf dem Buckel haben und allein deswegen gefährlich nach Alte-Männer-Musik für das Abstellgleis klingen müssten.

Das Bemerkenswerte am neuen Album »Sweep It Into Space« ist zunächst, dass es überhaupt existiert. Nach Streitigkeiten und offizieller Auflösung 1998 fand die Band 2005 wieder zusammen und veröffentlichte seitdem in schöner Regelmäßigkeit Alben, so in den Jahren 2007, 2009, 2012 und 2016. Darauf hört man Musik, von der man jedes Mal aufs Neue nicht so richtig glauben will, dass sie noch einmal irgendetwas zu Ohren bringen kann, das einem nicht bekannt vorkommt. Aber J Mascis, Lou Barlow und »Murph« können noch.

»Sweep It Into Space« kracht und scheppert nicht wie vorherige Alben, es funktioniert vor allem wegen seiner Beiläufigkeit und Verspieltheit, mit der so manche Komposition ganz knapp am nostalgischen Kitsch vorbeischrammt (»To Be Waiting«, »I Ran Away«). Aber das Album ist kein Imitat vergangenen Glanzes, sondern eine Weiterentwicklung dieses Angeleinte-Bestie-Sounds, der sich Stück für Stück um den Hörer wickelt wie eine leicht kratzige Wolldecke. Kein mondänes Spätwerk, kein Muff, keine Allüren, eher der willkommene, kurzweilige Besuch dreier Typen von früher.

Dinosaur Jr.: Sweep It Into Space (Jagjaguwar)