Platte Buch: Das Album »Caveman Logic« von The Limit

Die Höhlenmenschen

Kolumne Von Markus Ströhlein

<p>Das Album »Caveman Logic« ist ein kleines Wunder. Denn dass Bobby Liebling überhaupt noch lebt, ist schlicht ein glücklicher Zufall.</p>

Das Album »Caveman Logic« ist ein kleines Wunder. Denn dass Bobby Liebling überhaupt noch lebt, ist schlicht ein glücklicher Zufall. Der Sänger hatte 1971 in den USA die wegweisende Doom-Metal-Band Pentagram gegründet. Doch der große Erfolg stellte sich nicht ein und so verbrachte Liebling lange Jahre im Keller seines Elternhauses mit dem Konsum von Heroin und Crack. Häufig war er dabei dem Tod näher als dem Leben, wie in dem Dokumentarfilm »Last Days Here« aus dem Jahr 2011 zu sehen ist, der den Lebensweg des Sängers nachzeichnet. Auch der Gitarrist Sonny Vincent, der mit seiner Band Testors in den Siebzigern zu den Miterfindern des Punk in New York gehörte, und Jimmy Recca, der bei The Stooges Bass spielte, können auf bewegte Zeiten zurückblicken.

Dass sich ausgerechnet diese drei jeweils stramm auf die 70 zusteuernden Musiker, unterstützt von einem Schlagzeuger und einem weiteren Gitarristen, als The Limit zusammengefunden haben, gehört ebenfalls zu den wundersamen Umständen, denen das Album »Cave­man Logic« entsprungen ist. Es macht seinem Namen alle Ehre: Mit der Mischung aus Garagenrock, Punk, Rhythm ’n’ Blues und einem Schuss Soul wirken The Limit wie völlig aus der Zeit gefal­lene musikalische Höhlenmenschen. Gerade das völlig Anachronistische besticht, dieses unbeirrbare Beharren darauf, dass in dieser Musik, die den meisten Geschmacksexpertinnen und -experten in den Feuilletons als antiquiert und erledigt gelten dürfte, etwas Glück und Freiheit Spendendes mitschwingt.

Zudem haben die alten Männer einiges zu erzählen, von Selbstzerstörung und Hoffnungslosigkeit ebenso wie von einer Welt, die dem Betrachter nach jedem Konsum eines Werbespots noch ein wenig idiotischer vorkommt als zuvor. Auch um das Altern geht es – und um den Tod. Der ist den Musikern mittlerweile zwar so nah, dass er sich nicht mehr ignorieren lässt, aber auch hier zeigen sie sich unbeirrbar. »I jump and shout ’til the final knockout«, singt Liebling in dem Song »Caveman Logic«. Möge der allerletzte Gang auf die Bretter noch ganz lang auf sich warten lassen.

The Limit: Caveman Logic (Svart Records)