Das Züngel-Gate belastet die CDU

Mit der neunschwänzigen Katze ins Kanzleramt

Die preisgekrönte Reportage Von Leo Fischer

Wie Züngel-Gate die Stimmung trübt.

»Vielleicht sind wir hier in NRW einfach karnevalesker drauf«, sagt Monsignore Lisinsky entschuldigend und lässt sich von einem Ministranten den Rücken mit etwas Aftershave abtupfen. Wie jeden Morgen hat sich Armin Laschets Chefberater Nepomuk Lisinsky, dem lockere Kontakte zur katholischen Hardliner-Organisation Opus Dei nachgesagt werden, eine Stunde lang gegeißelt – was ihn jedoch nicht hindert, uns gutgelaunt zu empfangen. »Sie sollten es auch mal probieren. Ist einfach eine andere Fehlerkultur! Heute habe ich mich zum Beispiel für unser Krisenmanagement gegeißelt.«

Er spielt auf einen feixenden Armin Laschet an, der während einer Rede des Bundespräsidenten zur Flut­katastrophe heitere Bemerkungen austauschte. »Hier ist wirklich alles schiefgelaufen. Wir hätten uns nicht entschuldigen dürfen, sondern sofort eine alternative Erklärung anbieten müssen. Laschet war so glücklich, weil er umfangreiche Soforthilfen zusagen konnte! Die gibt’s zwar nicht, hätte aber die Twitter-Meute sicherlich ein paar Stunden verwirrt.«

Es ist Tag sieben nach »Züngel-Gate«, wie der Vorfall in der Staatskanzlei genannt wird. Auf Laschets Aussichten im Herbst hat der Fauxpas wenig Einfluss – eventuell wird er aber die Verhandlungen mit den Grünen erschweren. »Sie werden das Katastrophenministerium haben wollen«, sagt Lisinsky und grinst: »Da wäre Baerbock eigentlich die Idealbesetzung! Entschuldigen Sie, für diesen schrecklichen Witz werde ich mich morgen zehn Minuten extra geißeln.«

»Nach der Aufregung um Baerbock hätten wir eigentlich im Schlafwagen zur Kanzlerschaft fahren können«, sagt Lisinsky und bietet uns ein Glas Messwein an. »Da hat uns aber der Wettergott einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und der Humorgott auch! Verzeihung, für den gibt es fünf Minuten mit der neunschwänzigen Katze.«

Die Verquickung von rheinischem Humor und katholischem Fundamentalismus soll auch den Stil des künf­tigen Kanzlers prägen. »Die Leute sollen sich an den Entbehrungen orientieren, die die katholischen Märtyrer erdulden mussten. Die haben sich davon auch nicht den Humor nehmen lassen. Sehen Sie sich den Heiligen Sebastian an, von Pfeilen durchbohrt und trotzdem gut drauf! Ein Mindset, das ich mir auch von den Bewohnern der Eifelgebiete wünsche.«

 

Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.