Impfen und Schimpfen auf Bayerisch

»Herrscht ja keine Schimpfpflicht«

Die preisgekrönte Reportage Von Leo Fischer

In Bayern wird noch übers Impfen gestritten.

»Wenn der Hubert sich in der Öffentlichkeit weiter beschädigen will, kann er das gerne tun. Ich muss mich auch nicht immer dazu äußern. Herrscht ja keine Schimpfpflicht, ahaha!« Schein­bar routiniert nahm Markus S. vorige Woche die Anfragen von Journalisten entgegen – erkennbar mit dem Wunsch, die Affäre Hubert A. herunterzuspielen. Hubert A., Chef der Freien Wähler und stellvertretender Ministerpräsident, hat sich bisher nicht impfen lassen, forderte in der Coronapolitik Freiheiten für »gesunde Ungeimpfte«. Der Ministerpräsident hatte seinen Vize scharf kritisiert. Dessen Wortwahl sei letztlich die von Alice W., was Hubert A. als »Unverschämtheit« bezeichnete.

Hinter vorgehaltenem Bierseidel wird in der Staatskanzlei schon länger getuschelt: Der notorisch hypochondrische Ministerpräsident kriege beim Anblick von Hubert A. Ausschlag, gebe ihm nicht mehr die Hand und spreche nur mehr durch eine Plastiktrennscheibe mit seinem Vize. »Noch dürfte die Zweckehe halten«, sagt Peribert Hrantl, München-Korrespondent einer großen deutschen Zeitung. »S. wird vor der Bundestagswahl nicht mit A. brechen.« Und die Rolle des Vize in der Maskenaffäre? »Ich bitte Sie! Ein Auftrag über zehn Millionen Masken an ein Mitglied der Freien Wähler, das jetzt in Untersuchungshaft sitzt? Das nennen wir in Bayern nicht Korruption, sondern einen Dienstag!«

Der Wunsch des Ministerpräsidenten nach einer Modernisierung Bayerns wird durch Personalien wie Hubert A. stark ausgebremst – nicht nur in der Coronapolitik. So sieht es auch Hrantl: »Das Problem: Der bayerische Ministerpräsident kann nur Bayern einstellen, und sie müssen zumindest der CSU angehören oder ihr nahestehen. Dabei ist das ganze Bundesland eine einzige Personalie!«

Macht das eine schwarz-grüne Koalition in Bayern wahrscheinlicher? »Der Ministerpräsident ist in einem Dilemma: Bei den Freien Wählern findet er genug servile Speichellecker, die für ein paar Regierungsaufträge an Parteispezis jeden Quatsch mitmachen. Die findet er zwar bei den Grünen auch, aber dafür muss er sich von anderen Konservativen als ›Müsli-­Mann‹ oder ›Baumumarmer‹ herunterputzen lassen. Ich glaube nicht, dass er diese Demütigung einsteckt!«

 

Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.