Homestory

Homestory #12

<p>Unermüdlich arbeiten die Redakteurinnen und Redakteure Ihrer Lieblingszeitung Woche für Woche daran, Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit zu liefern.</p>

Unermüdlich arbeiten die Redakteurinnen und Redakteure Ihrer Lieblingszeitung Woche für Woche daran, Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit zu liefern. Das gelingt nicht immer, Journalismus ist schließlich keine Hellseherei, überdies ist man als vernunftbegabter Mensch trotz aller Abhärtung durch intensiven Nachrichtenkonsum immer wieder überrascht, wie irre es auf der Welt zugeht. Für Sie konzentrieren wir uns meist auf die wichtigsten Fragen, etwa: Welche Zugeständnisse werden die westlichen Staaten machen, um ein Atomabkommen mit dem Iran zu erzielen? Aber uns beschäftigen auch andere, vergleichsweise unbedeutende Fragen, die ebenso schwer zu beantworten sind: Welcher Idiot oder Zyniker trägt die Verantwortung dafür, dass ein Testergebnis, das eine Krankheit feststellt, als »positiv« bezeichnet wird? Was glauben die Leute, die nun wieder die Supermarktregale leerkaufen, im Atomkrieg mit 100 Rollen Klopapier und 20 Kilogramm Zucker anfangen zu können?

Und warum können Künstler Politiker, Politiker aber nicht Künstler werden? Wolodymyr Selenskyj, vor seiner Präsidentschaft unter anderem Schauspieler, Komiker und Drehbuchautor, ist nur das prominenteste – ja, denn nicht jeder, der den Pinsel schwingt, ist auch Künstler, also vergessen Sie Hitler –, aber nicht das einzige Beispiel. Der Musiker und Schauspieler Bobi Wine beispielsweise wäre wohl Präsident Ugandas geworden, hätte der Amtsinhaber Yoweri Museveni eine ehrliche Stimmauszählung zugelassen. Versucht sich hingegen ein Politiker nach seiner Amtszeit als Künstler, ist das Ergebnis bestenfalls und mit viel gutem Willen als passabel zu bezeichnen, wie die Malerei des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush.

Hier zeigt sich, in welchem Beruf man als Dilettant durchkommen kann und in welchem nicht – so könnte die Antwort lauten. Sie wirft eine neue Frage auf. In seiner Serie »Diener des Volkes« spielt Selenskyj den Geschichtslehrer einer zehnten Klasse, der unverhofft Präsident wird. Sollte man die spätkapitalistische bürgerliche Gesellschaft vielleicht als eine viel zu groß geratene Mittelstufe betrachten? In der Mittelstufe kommt man mit Dilettantismus nicht durch. Wären also Pädagoginnen und Pädagogen, die im täglichen Kleinkrieg mit pubertären Prahlereien und Lümmeleien klarkommen und ungeachtet aller Hindernisse Lernprozesse bewirken, womöglich am besten geeignet für hohe Staatsämter?

Sie werden jetzt vielleicht fragen: Hey, und wo bleibt da die ­gesellschaftliche Emanzipation? Das wissen wir gerade leider auch nicht so genau, und dringlichere Fragen treten nun in den Vordergrund. CvD, Layout und Lektorat fragen sich: Wann ist die Homestory endlich fertig? Und kommende Woche geht es ja weiter, garantiert mit neuen Fragen und vielleicht auch mit ein paar guten Antworten.