Homestory

Homestory #17

<p>Als aufmerksame Leser der Homestorys Ihrer Lieblingszeitung sind Ihnen bestimmt noch all die Widrigkeiten in Erinnerung, die eine Telefonkonferenz so mit sich bringen kann.</p>

Als aufmerksame Leser der Homestorys Ihrer Lieblingszeitung sind Ihnen bestimmt noch all die Widrigkeiten in Erinnerung, die eine Telefonkonferenz so mit sich bringen kann. Zu Beginn der Pandemie wurde sich an diesem Platz wochenlang über die Qualität der Telefonverbindung ausgelassen: Es knackte, piepte und brummte. Das ganze las sich wie eine lange, zeternde Beschwerde bei einem Telekommunikationsanbieter. Manche dieser Klänge begleiten, nein, plagen uns immer noch, wenn Ausgaben geplant, Texte angesagt und Themen besprochen werden.

Nun wird die Jungle World in diesem Jahr 25 Jahre alt, Zeit für eine Modernisierung, einen frischen Kick für das junggebliebene ­Medienunternehmen, was in unserem Fall bedeutet, dass wir auch Videokonferenzen nicht mehr abgeneigt sind. Manche Endgeräte schaffen noch nicht mehr, als einen pixeligen Bildmatsch zu übertragen, auch die kreisrunden Videoleuchten, bekannt von Youtube, haben noch nicht Einzug bei den Redakteurinnen und Redakteuren gehalten. Step by step.

Die Videokonferenzen bringen aber neue Probleme mit sich, die man nicht ganz so leicht auf den Anbieter schieben kann. Dass man bei ihnen nicht anonym bleiben könne, darf man den Videokonferenzen zumindest nicht vorwerfen: Kamera aus, Mikro aus, Affe tot. Wenn man dann aber in der Konferenz angesprochen wird: Stille. Kurze Pause, dann der Satz: »Sorry, Mikrophon vergessen anzumachen!«

Das passiert nicht nur bei jedem einzelnen Treffen, sondern auch denjenigen, die nicht ganz inkognito sind und zumindest die Kamera angeschaltet haben, die dann, ohne dass man sie hören kann, wild gestikulierend über den Krieg in der Ukraine, einen Streik in Kolumbien oder das neue Album von diesem oder jenem erzählen, bis ihnen auffällt, dass sie keiner hören kann. Manchmal streikt dann auch noch die Mikrotaste, dann hört man noch länger nichts.

Globuli: pfui. Antisemitismus und Rassismus: argh. Aber vielleicht kann sich die Redaktion der Jungle World doch noch mit der anthroposophischen Eurythmie anfreunden, aus ganz praktischen Gründen. Wenn das Mikro streikt, wird der Plan für die kommende Ausgabe in der Konferenz einfach vorgetanzt.