Porträt der iranischen Schauspielerin Taraneh Alidoosti

Unterstützung konterrevolutionärer Kreise

Porträt Von Margit Hildebrandt

<p>Die iranische Schauspielerin Taraneh Alidoosti wurde Anfang Januar aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis entlassen. Sie war am 17.</p>

Die iranische Schauspielerin Taraneh Alidoosti wurde Anfang Januar aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis entlassen. Sie war am 17. Dezember zu Hause in Teheran wegen eines Instagram-Beitrags festgenommen worden; in diesem hatte sie über den ersten Mann geschrieben, der im Zuge der landesweiten Proteste gegen das Mullah-Regime im Iran kurz zuvor hingerichtet worden war: »Sein Name war Mohsen Shekari. Jede internationale Organisation, die diesem Blutvergießen zusieht und nichts unternimmt, ist eine Schande für die Menschheit.« Der 39jährigen Alidoosti wurde »Verbreitung von Falschinformationen und Unterstützung von konterrevolutionären Kreisen« vorgeworfen – worauf im Iran eine Haftstrafe steht, die meist langjährig ausfällt. Dem Guardian zufolge wurde sie gegen Kaution von etwa einer Milliarde iranischer Rial (22 000 Euro) freigelassen. Danach zeigte sie sich auf der Straße ohne Hijab.

Bereits im Juni 2020 war sie zu einer fünfmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden, weil sie 2018 auf Twitter die Polizei für einen Angriff auf eine Frau ohne Kopftuch kritisiert hatte. Seit dem Ausbruch der Demonstrationen im September hat sie mehrfach in den sozialen Medien ihre Solidarität mit den Protesten zum Ausdruck gebracht. Ihr Account mit Millionen Followern wurde gesperrt.
Alidoosti zählt zu den erfolgreichsten Schauspielerinnen des Iran. Zu ihren bekanntesten Filmen gehört das oscarprämierte Drama »The Salesman«; der Preisverleihung blieb sie 2017 aus Protest gegen US-Präsidenten Donald Trump fern. Die öffentliche Vorführung ihres jüngsten Films »Leila’s Brothers« von 2022 wurde im Iran vom Kultusministerium verboten. Alidoostis Vater spielte für die iranische Fußballnationalmannschaft und als erster Iraner für eine ausländische Mannschaft, den deutschen FSV Salmrohr. Ihre Mutter ist Bildhauerin und Kunstlehrerin, ihr Bruder starb jung bei einem Unfall. Auf einer Pressekonferenz in Teheran 2016 war ihre Tätowierung des »Women power«-Logos zu sehen, ihr wurde daraufhin vorgeworfen, eine Feministin zu sein. Auf Twitter schrieb sie: »Beruhigt euch! Ja, ich bin eine Feministin. Eine Feministin ist eine Person, die an die soziale, politische und wirtschaftliche Gleichheit der Geschlechter glaubt.«