Über »La La Land« von Guided by Voices

Für immer 17

Platte Buch Von Luca Glenzer

<p>Bereits seit 1983 existiert die US-amerikanische Indie-Band Guided by Voices um den Sänger, Gitarristen und Songschreiber Robert Pollard, der neben Kultfiguren wie Kim Gordon oder Morrissey mit Fug</p>

Bereits seit 1983 existiert die US-amerikanische Indie-Band Guided by Voices um den Sänger, Gitarristen und Songschreiber Robert Pollard, der neben Kultfiguren wie Kim Gordon oder Morrissey mit Fug und Recht zu den wichtigsten Säulenheiligen des Indie Rock gezählt werden kann. Auch wenn – oder gerade weil – er mit all seiner Verschrobenheit am Ende immer etwas zu weird war für den großen kommerziellen Erfolg und stattdessen glühenden Verehrern wie The Strokes oder Kurt Cobain vorenthalten blieb.

Nach eigenen Angaben hat Pollard in seinem Leben circa 3 000 Songs geschrieben, was abgesehen von zahlreichen Nebenprojekten allein für 38 Studioalben von Guided by Voices reichte. Seit ihrer Wiedervereinigung im Jahr 2010 ist die Band besonders arbeitswütig und veröffentlicht durchschnittlich zwei bis drei Alben pro Jahr. Das neueste heißt »La La Land« und ist Ende Januar erschienen. Obwohl schon weit jenseits der 60 – Pollard ist Jahrgang 1957 –, zelebriert er darauf mit seinem Quintett College Rock, der so naiv und unschuldig klingt, als wäre er noch immer 17.

Was gleichwohl nicht bedeutet, dass Guided by Voices in ihrer Karriere keine musikalische Entwicklung vollzogen hätten. Im Gegenteil: Hört man sich Frühwerke wie »Alien Lanes« oder »Sandbox« an, fällt auf, dass die Band heutzutage gestriegelter klingt als in den Achtzigern. Absichtlich dilettantische Gitarrensoli, die gerne mal bewusst einen Halbton über der gängigen Dur-/Moll-Skala lagen, sucht man mittlerweile vergeblich. Und auch der Sound der neuen Platte soll nicht mehr suggerieren, in einer schäbigen Garage aufgenommen worden zu sein.

So erklingen in poppigen Songs wie »Released into Dementia« oder »An­other Day to Heal« noch deutlicher als vor 30 Jahren die Einflüsse jener Beat­bands wie The Beatles oder The Who, die Pollard in seiner Kindheit und Jugend mit der Muttermilch aufgesogen hat. Sie offenbaren, dass teenage angst mitunter auch in Senioren wüten kann. Nur, dass dann eben nicht mehr das Erwachsenwerden, sondern die drohende Demenz Gegenstand der Sorgen ist.

Guided by Voices: La La Land (Guided by Voices Inc.)