Small Talk mit »Fuchs« vom Autonomen Zentrum Wuppertal über dessen drohende Verdrängung durch eine Ditib-Moschee

»Linke Kritik an der Ditib ist wichtig«

Small Talk Von Sebastian Weiermann

In Wuppertal soll das Autonome Zentrum einem ­Moscheebau der Ditib weichen (Jungle World 10/2023). Dagegen wehren sich die Autonomen mit Protesten und einem Bürgerbegehren. Die Jungle World sprach mit Fuchs aus dem AZ.

Ihr hattet für das Wochenende um den 1. Mai zum »infernalischen Kampf« für den Verbleib des AZ aufgerufen. Wie ist es gelaufen?

Wir haben erst einmal 50 Jahre AZ gefeiert und das war ziemlich wild. Wir haben am Freitag eine Nachttanzdemo gemacht mit 450 Leuten, die ziemlich laut und mit guter Stimmung durch die Stadt gezogen sind. Samstag gab es Punkrock und Informationsveranstaltungen und Sonntag noch ein Erzählcafé, wo sich viele Leute von früher getroffen haben. Das war sehr schön. Außerdem gab es dann auch noch entspannten Reggae und Ska aus der Garage, mit dem wir die Straße beschallt haben. Es waren einige Hundert Leute hier und wir mussten öfter den Einlass stoppen. Man hat gesehen, dass vielen Menschen dieses Autonome Zentrum wichtig ist und dass sie es brauchen.

Am 1. Mai hat sich dann die Polizei in den Vordergrund gedrängelt?

Ja, eine kleine Spontandemonstration wurde am Mittag direkt gekesselt, als sie unsere Straße – die Gathe – betreten hat. 28 Leute mussten dann durch die nervige Prozedur der Identitätsfeststellung. Beim AZ haben sich aber zeitgleich über 200 Leute getroffen, die da Party gemacht haben, und die Stimmung war echt gut. Wir haben es dann leider nicht geschafft, uns die Gathe zu nehmen und dort ein Straßenfest zu feiern. Insgesamt hätte alles etwas dynamischer sein können. Aber bei dem Polizeiaufgebot und der Aggressivität muss man froh sein, dass niemand schwer verletzt wurde.

Es gibt ein Bürgerbegehren gegen den Bau der ­Moschee. Wie ködert ihr die Wuppertaler:innen? Hier könnt ihr gegen Ausländer unterschreiben?

Nein, das auf keinen Fall! Wir wollen und werden uns natürlich zu jeder Zeit antimuslimischer Hetze in den Weg stellen. Uns geht es ja darum, dass es eine Ditib-Moschee sein soll, die dem türkischen Staat untersteht. Das ist unser ­Kritikpunkt, nicht dass eine Moschee gebaut wird. Dass wir prinzipiell auch für Religionskritik sind, steht auf einem anderen Blatt.

Das Bürgerbegehren läuft quasi wie von selbst an. An unfassbar vielen Orten liegen Unterschriftenlisten aus, es kommen viele per Post bei uns an und bei den anderen Beteiligten aus dem Bündnis auch. Da braucht es keine antimuslimische Hetze. Die Menschen wissen, dass so ein Autonomes Zentrum und eine linke Kritik an der Ditib wichtig sind.

Der Stadtratsbeschluss, der den Bau der Moschee genehmigte, ist ja jetzt schon zwei Monate her. Gibt es mittlerweile irgendwelche Verhandlungsversuche von der Stadt, konkrete Angebote für Ersatzobjekte, oder herrscht auf der Ebene Funkstille?

Da gibt es weiterhin keine Angebote. Wir gehen davon aus, dass die Stadt nichts hat, was Sie uns anbieten könnte. Und das ist auch ein Grund, warum wir hier an der Gathe bleiben müssen.

Sollte das Bürgerbegehren scheitern und es keine Ersatzobjekte geben: Wie geht es weiter? Was plant ihr?

Wenn es keine Angebote gibt und wir hier wegkommen sollen, dann werden wir natürlich in die Innenstadt ziehen und uns den Platz irgendwo nehmen. Das könnte natürlich laut und nervig sein! Wir werden uns generell demnächst mehr in der Stadt zeigen. Da sind noch einige Aktionen geplant.

Schielt ihr schon auf den bald leerstehenden Kaufhof als neues Objekt?

Nun ja, da ist ja sehr viel Platz. Wir würden mit dem Platz schon etwas anzufangen wissen. Aber der Kaufhof hat auch eine große Glasfassade. Das könnte einem Projekt wie unserem abträglich sein.