Null Punkte für den durstigen Mann, Zero Points für die Institution der Ehe

Eine Party-Playlist des Grauens

Die Kolumnist:innen pfeifen aufs Patriarchat.

Den sexistischen Ballermann-Hit »Zehn nackte Friseusen« coverte Heino vor kurzem. Zusammen mit der jüngsten Single von Lord of the Lost hat man schon zwei perfekte Songs für die Playlist »Wärmepumpendiskussionssommer 2023«. Und schnell wird einem dieser Tage wieder einmal klar, warum Deutschland doch lieber Exporteur technischer Gerätschaften bleiben sollte, statt Pop in die Welt zu blasen.

Bei der Musiksoftware liegt Deutschland allerdings weit vorne. Von der Homerecording-Software Logic bis zu den Tools von Ableton Live reicht die Liste erfolgreicher Produkte aus der Heimat des wohltemperierten Klaviers.

Gut, Apple hat sich Logic längst einverleibt, aber hey! – wir packen noch schnell »Mountainbiker« von Njelk mit in unsere Party-Playlist des Grauens. Die Depro-Punk-Supergroup um Ilona Hartmann in allerbester »Der durstige Mann«-Manier. Nur echt mit Stuttgarter Popstipendium. Rülps!

Bitte keine vorvorgestrigen, feuchten Schlagerträume von einem 84jährigen Cis-Mann!

Man könnte seine Zeit aber auch weitaus sinnvoller verbringen und Emilia Roigs provokatives Buch »Das Ende der Ehe« lesen. Seite um Seite weist sie darauf hin, was eigentlich jeder wissen könnte: Die staatlich geförderte Institution der Ehe verursacht immer noch himmelschreiend ungleiche Besitzverhältnisse zu Lasten der Frauen. Roig schreibt über Altersarmut von Frauen, der Gender Pay Gap, Gewalt in der Ehe, Status- und Machtverlust und die heterosexuelle Kernfamilie als idealisierten Leuchtturm im Meer menschlicher Beziehungen.

Das Patriarchat ist tief in die den Kapitalismus stabilisierende Institution der Ehe eingesickert. Seine Tentakel greifen bloß subtiler nach uns! Davon können wir im Prenzlauer Berg auch ein Liedchen singen. Reform unmöglich, sagt Roig. Besser abschaffen, damit etwas komplett Neues entstehen kann: Liebe ohne toxische Machtstrukturen und bevorzugte Geschlechter!

Also bitte keine vorvorgestrigen, feuchten Schlagerträume von einem 84jährigen Cis-Mann, please. Da hätte Heino doch gleich »Leila« aus dem vergangenen Jahr covern können, um seine Steuerschulden mit den Einnahmen aus der üblichen Provokation des woke-Lagers zu bezahlen. Oder einfach nochmal die deutsche Nationalhymne mit allen drei Strophen im Bumms-Techno-Beat! Die perfekte Musik zu Rostbratwurst mit Senf, dem Ketamin der deutschen Metzgerseele.