# Small Talk
https://jungle.world/artikel/2025/33/die-falken-hashomer-hatzair-noal-von-juedischen-jugendorganisationen-gesaeuberte-internationale
Louise Fischer, ehemalige SJD-Funktionärin, im Gespräch über den Ausschluss israelischer Organisationen aus dem internationalen Falken-Verband
»Von jüdischen Jugendorganisationen gesäuberte Internationale«
Die beiden israelischen Jugendverbände Hashomer Hatzair und HaNoar HaOved VeHaLomed (Noʼal) wurden vergangene Woche aus dem Dachverband der Internationalen Falken-Bewegung (International Falcon Movement, IFM) ausgeschlossen. Die Falken verstehen sich als sozialistischer Jugendverband. Ehemalige Funktionäre des deutschen Ablegers SJD – Die Falken haben in einer Stellungnahme dagegen protestiert. Die »Jungle World« sprach mit einer von ihnen, Louise Fischer.
Mit welcher Begründung wurden die beiden israelischen Verbände ausgeschlossen?
Als Hauptgrund wurde ein angeblicher Militarismus dieser Organisationen genannt, der den Grundsätzen der IFM-SEI entgegenstehe. Konkret belegt wurde das nicht. Man muss dabei bedenken, dass Militärdienst für junge Israelis verpflichtend ist. Auch wird angeführt, dass eine der beiden Organisationen Kinder- und Jugendarbeit in der Westbank durchführt. Beide Organisationen sind als sozialistische, zionistische Jugendorganisationen gegründet worden.
Hier wird der Antimilitarismus der IFM pervertiert, weil gefordert wird, dass Juden ihre Waffen niederlegen und faktisch wehrlos sein sollen. Dass beide Organisationen eng mit der israelischen Kibbuz- und Friedensbewegung verbunden sind und sich für eine Zweistaatenlösung in den Grenzen von 1967 einsetzen, wird nicht berücksichtigt. Diese Bewegung war besonders stark in jenen Kommunen vertreten, die am 7. Oktober angegriffen wurden. Es wurden auch Mitglieder der beiden Verbände ermordet.
Der Ausschluss aus dem internationalen Netzwerk wurde vor allem von der palästinensischen Jugendorganisation Independence Youth Union (IYU) forciert. Wie ist diese Organisation einzuschätzen?
Der Antrag zum Ausschluss kam von dieser Organisation. Die IYU ist eine Jugendorganisation der Palestinian Democratic Union, auch bekannt als FIDA, was eine Abspaltung der DFLP ist (Demokratische Front zur Befreiung Palästinas, eine palästinensische ML-Partei; Anm. d. Red.). Die FIDA hat keinen bewaffneten Arm, ist aber Teil der PLO. Sie gilt als vergleichbar moderat in der Palästinensischen Nationalbewegung. Doch die IYU hat unserer Ansicht nach den Weg zu Frieden und friedlicher Koexistenz längst verlassen und ist Bestandteil einer internationalen »linken« Bewegung, die sich zum Ziel gesetzt hat, alles Israelische zu verdammen und zu isolieren.
»Wir freuen uns, dass der Bundesvorstand sich zu unseren jüdischen Schwesterorganisationen und zur weiteren Zusammenarbeit mit ihnen bekennt, und wir erwarten zeitnah eine öffentliche Erklärung dazu.«
Auch die Mitgliedsorganisationen aus Norwegen und Großbritannien setzten sich vehement für den Rausschmiss der Israelis ein. Warum?
Die Framfylkingen (Norwegen) und auch die Woodcraft Folk (Großbritannien) stehen in der IFM-SEI seit langem für eine sehr einseitige negative Sicht auf Israel. Die Woodcraft Folk beteiligt sich bereits seit 2010 Teil an der internationalen BDS-Kampagne. Das führte auch dazu, dass diese Organisation schon lange jegliche Zusammenarbeit mit Noʼal und Hashomer ablehnten. Für sie gilt der Grundsatz, dass mit jüdischen Organisationen nur dann zusammengearbeitet wird, wenn diese sich eindeutig antizionistisch positionieren. Am Ende steht unserer Ansicht nach inzwischen der Wunsch nach Vernichtung des jüdischen Staates.
Welche Forderungen stellt ihr an den Bundesvorstand der deutschen Falken?
Wir wissen, dass die Delegation unserer jungen Genoss:innen während der Konferenz von ihren »Partner:innen« massiv unter Druck gesetzt wurde und bei den Abstimmungen den Saal verlassen hat. Wir wissen auch, dass wir mit unserem Statement die Genoss:innen selbst unter Druck gesetzt haben. Wir stehen in einem guten Austausch mit den Bundesvorsitzenden und haben den Eindruck, dass der Beschluss auch für sie schmerzhaft ist und sie ihn bedauern. Wir freuen uns, dass der Bundesvorstand sich zu unseren jüdischen Schwesterorganisationen und zur weiteren Zusammenarbeit mit ihnen bekennt, und wir erwarten zeitnah eine öffentliche Erklärung dazu. Seit Jahrzehnten verbindet uns eine enge Freundschaft.
Und wie soll es weitergehen?
Wir wünschen uns eine kritische Aufarbeitung der Vorgänge im Verband und dass geprüft wird, ob eine Mitgliedschaft in dieser nun von jüdischen Jugendorganisationen gesäuberten Internationalen noch sinnvoll oder ob es nicht endlich Zeit ist, etwas Neues aufzubauen. Wir sind bereit unsere Genoss:innen dabei zu unterstützen!
